Die Schweiz wird nüchtern, aber:
Jeder Fünfte hat ein Alkohol-Problem

Neue Zahlen zeigen: Im Durschnitt trinken Herr und Frau Schweizer immer weniger. Doch die Schweiz hat trotzdem ein Alkoholproblem, sagt das Bundesamt für Gesundheit.
Publiziert: 29.07.2013 um 15:18 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:40 Uhr
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Wein und Bier büssen in der Schweiz an Beliebtheit ein. Das wirkt sich auf den Alkoholkonsum aus, der im vergangenen Jahr erneut abgenommen hat. Jede Bewohnerin und jeder Bewohner trank 2012 im Schnitt umgerechnet 8,4 Liter reinen Alkohol. 2011 waren es 8,5 Liter gewesen.

Der Pegel des Alkoholkonsums liegt heute so tief wie zuletzt Anfang der Fünfzigerjahre, wie die Eidgenössische Alkoholverwaltung mitteilt. Zum Vergleich: In den Achtzigerjahren trank die Bevölkerung pro Kopf jährlich umgerechnet rund 11 Liter reinen Alkohol. Das ist rund ein Drittel mehr als heute.

Schnaps stabil – weniger Wein und Bier

In Wein- und Biermengen ausgedrückt bedeutet der Rückgang um einen Deziliter, dass pro Kopf rund ein Liter weniger Wein und ein halber Liter weniger Bier getrunken wird pro Jahr. Durch die durchschnittliche Kehle flossen somit 36 Liter Wein und 56,5 Liter Bier. 

Wegen des höheren Alkoholgehalts ist die Abnahme fast ausschliesslich auf den geringeren Weinkonsum zurückzuführen. Bei den Spirituosen gab es dagegen praktisch keine Veränderung: Der Durchschnittskonsum beläuft sich auf 3,9 Liter, was 1,6 Liter reinen Alkohols entspricht. In den vergangenen zehn Jahren blieb die Entwicklung bei den Schnäpsen konstant.

250'000 Personen alkoholsüchtig

Auch wenn der Alkoholkonsum insgesamt abnimmt, gilt dies nicht für alle Teile der Bevölkerung, wie die Alkoholverwaltung zu bedenken gibt. Der Alkoholkonsum einzelner Bevölkerungsgruppen sei nach wie vor problematisch.

Rund 250'000 Personen gelten nach groben Schätzungen des Bundes aus dem Jahr 2010 als alkoholabhängig - das sind ungefähr 3 Prozent der Bevölkerung. Die Kriterien für eine Alkoholsucht sind vielfältig, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit (BAG).

Alarmierend werde es, wenn der Konsum nicht mehr kontrolliert werden kann, die Trinker dem Alkoholgebrauch also Vorrang gegenüber anderen Verpflichtungen geben, sagt BAG-Sprecherin Katrin Holenstein.

Jeder fünfte trinkt «episodisch risikoreich»

Allerdings zeigen laut dem Suchtmonitoring des Bundesamtes für Gesundheit fast 20 Prozent der Bevölkerung «episodisch risikoreichen Konsum».

Das heisst, sie trinken mindestens einmal monatlich vier (Frauen) bis fünf (Männer) alkoholische Getränke auf einmal. In der Altersgruppe der 20-24-jährgien ist dieser Wert mit 40 Prozent doppelt so hoch wie im Rest der Bevölkerung.

Das sei Besorgnis erregend, sagt Holenstein. Denn Alkoholmissbrauch schädige nicht nur die Gesundheit, sondern bringe Gefahren auf die Strasse und in die Betriebe, was hohe Kosten verursache. «Und er führt zu Gewalt und zerstört Freundschaften und Familien. Jährlich gibt es rund 1600 alkoholbedingte Todesfälle.» (sda/vuc)

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