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Die Partei ist im Umfragetief – und auf der nationalen Wahlkampf-Bühne kaum präsent
O Gott! Wo ist die CVP?

Die Christdemokraten setzen im Wahlkampf auf Social Media und direkte Kontakte – und finden auch darum auf der nationalen Bühne kaum statt. Das könnte sich rächen.
Publiziert: 06.09.2019 um 23:17 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2019 um 08:25 Uhr
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Petra Gössi mobilisiert medienwirksam am Tag der FDP in Aarau.
Foto: keystone-sda.ch
Sermîn Faki

Petra Gössi (43) strahlt in Aarau, Albert Rösti (52) poltert in Sattel SZ und Christian Levrat (49) fordert im BLICK einen Prämienstopp. Die Parteichefs haben den Sommer genutzt, um sich für die Wahlen in Position zu bringen. Ob mit Parteitagen, Medienkonferenzen oder Interviews.

Nur einer machte sich rar: CVP-Präsident Gerhard Pfister (56). Seit einem Interview im SonntagsBlick Ende Juni ist Pfister von der nationalen Bildfläche verschwunden. Die Schweiz diskutiert über Würmer, Rahmenabkommen und Gesundheitskosten – aber ohne den Zuger. Und der Rest der Schweiz fragt sich: Wo in Gottes Namen ist die CVP?

Keine nationale Plakatkampagne

Vielleicht hat Pfister, der nicht nur Parteipräsident, sondern auch Wahlkampfchef ist, am Donnerstag dafür die Quittung bekommen: Im neusten Wahlbarometer stürzt die Partei auf 10 Prozent ab und fällt damit hinter die Grünen zurück.

Anders als SVP, SP und FDP verzichtet die CVP auch auf eine nationale Plakatkampagne und Inserate. Die Kandidaten und Kantonalparteien werben an Laternenmasten und auf Heuballen für sich, doch die Mutterpartei setzt auf digitalen Wahlkampf. Auf Facebook, Twitter und Co. rückt sie ihre Exponenten ins Rampenlicht.

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Zumindest bei diesen kommt die Personalisierung an. «Es ist richtig, dass wir unsere besten Köpfe ins Schaufenster stellen», sagt etwa der Walliser CVP-Nationalrat Thomas Egger (52). «Denn sie sollen ja gewählt werden.»

Nah bei den Leuten

Das zweite Standbein der CVP-Kampagne könnte analoger nicht sein – es sind Standaktionen in den Städten, Podien im hintersten Chrachen und immer wieder Sammeltage für die CVP-Initiative für eine Kostenbremse im Gesundheitswesen. Das funktioniere, sagen mehrere Kandidaten aus unterschiedlichen Kantonen. Regelrecht euphorisch ist der Schwyzer Nationalrat und Bierbrauer Alois Gmür (64): «Der Wahlkampf hier läuft gut, es herrscht richtige Aufbruchstimmung.»

Die rechte Hand Pfisters, Generalsekretärin Gianna Luzio (39), bestätigt, dass die CVP bewusst auf soziale Medien einerseits und andererseits auf den direkten Kontakt mit dem Wähler setze, «was auch mit unseren traditionell starken föderalen Strukturen zu tun hat».

Mit der Nebenwirkung, dass die CVP vom Radar verschwunden ist. Das könnte sich rächen. Die meisten Wählerinnen und Wähler gehen nie an ein Podium und lassen Unterschriftensammler links liegen. Sie werfen am 20. Oktober einfach eine Liste ein. Welche, bestimmt oft das Bild, das sie von einer Partei haben. Und das stammt meist aus den Medien. Von der CVP hat man derzeit – keins.

«Pfister ist sehr präsent»

Auch thematisch kann die CVP nicht punkten – obwohl das Gesundheitsthema immer oben auf dem Sorgenbarometer steht, redet niemand über die CVP-Kostenbremse und alles über den Klimawandel. «Keine Sorge», sagt Luzio. «Wir haben noch nicht unser ganzes Pulver verschossen.»

Doch es gibt auch einzelne kritische Stimmen in der CVP, die ihren Chef gern mehr in der Zeitung sehen würden. Andere nehmen den Präsidenten in Schutz: «Gerhard Pfister ist sehr präsent – vielleicht weniger in den Medien als bei Anlässen in den Kantonen. Und hier werden die Wahlen gewonnen», sagt Gmür. Oder eben verloren. Ob Pfister aufs richtige Pferd gesetzt hat, zeigt sich am 20. Oktober.

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National- und Ständeratsratswahlen 2019

Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.

BLICK bietet rund um die Uhr die aktuellsten Informationen zum Wahlkampf, der politischen Themenagenda der Parteien und Kandidaten, der Sitzverteilung im Parlament und den Wahlergebnissen.

Für die Ständeratswahlen sind die Kantone zuständig. Bei den Nationalratswahlen arbeiten Bund, Kantone und Gemeinden eng zusammen.

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