Er habe Fehler gemacht, räumt Bischof Charles Morerod (58) ein. Gleichzeitig aber weist er sämtliche Vorwürfe zurück, er habe seit Jahren vom Missbrauchs-Skandal um den Pfarrer der Freiburger Kathedrale gewusst – und sei untätig geblieben. Es geht dabei um Pfarrer Paul F.*, der 1998 einen damals 17-Jährigen sexuell missbraucht haben soll. Erst am Montag wurde Paul F. vorläufig vom Dienst suspendiert. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Durch den Fall ist auch Morerod in die Kritik geraten. Immerhin lässt er sich seit Jahren als Vorkämpfer gegen Pädophilie in der katholischen Kirche feiern. Er habe aber schon seit Jahren von den Vorwürfen gewusst. Der «Tages-Anzeiger» und die SRF-«Rundschau» berufen sich dabei auf «sichere Quellen».
Bereits 2016 vom Pfarrer selber informiert
Demnach habe die damalige Westschweizer Opferkommission bereits 2011 das Dossier gegen den Pfarrer an Morerod übergeben, als dieser Bischof wurde. Jahrelang sei aber nichts passiert. Erst mit den Recherchen konfrontiert habe Morerod Ende 2019 die Papiere an die Polizei übergeben – allerdings nur gerade eine Seite davon.
Morerod selber stellt die Situation anders dar. Allerdings räumt er ein, dass die Vorwürfe tatsächlich nicht ganz neu sind für ihn. Erstmals habe er 2016 vom Pfarrer selbst davon gehört. «Er beschrieb die Fakten als einmaliges Ereignis – und mit einem Erwachsenen», betont eine Sprecherin der Diözese. «Die Information erschien dem Bischof unbedeutend und kein Grund für weitere Schritte.»
Bischof gesteht Fehler ein
Gleichzeitig will der Bischof von den Vorwürfen nichts gewusst haben. Ansonsten hätte er nicht nur gehandelt, sondern Pater F. nicht vorgeschlagen, bischöflicher Vikar zu werden, heisst es aus dem Bistum. «Denn das wäre nicht nur falsch, sondern auch dumm gewesen.» Mittlerweile räumt Morerod aber ein, dass es ein Fehler gewesen sei, dass er damals nicht weiter nachgefragt habe.
Tatsächlich ist der Missbrauchsfall im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg bereits seit 2001 bekannt. Schon unter Morerods Vorgänger sei es damals zur Aussprache gekommen. Das Protokoll sei dann an Morerod übergeben worden.
Nun soll die Verwaltung des Archivs untersucht werden
Der Bischof aber wäscht seine Hände weiter in Unschuld: Mit den Recherchen konfrontiert, sei zwar im Dezember 2019 das Archiv durchsucht und das Protokoll entdeckt worden. «Diese Protokolle beschrieben jedoch nicht die fraglichen Handlungen und führen zu einer scheinbaren Einigung», betont die Sprecherin. Darauf habe Morerod das Papier der Polizei übergeben.
Bischof Morerod sieht sich denn auch weiterhin auf dem richtigen Weg im Kampf gegen Pädophilie innerhalb der katholischen Kirche. «Er will Klarheit, auch wenn die Fakten schmerzhaft sind», sagt seine Sprecherin. Ganz wohl scheint Hochwürden aber dennoch nicht zu sein: Er will nun eine Untersuchung über die Verwaltung der Archive zu dem Fall durchführen lassen.
* Name der Redaktion bekannt