Der Obwaldner Nationalrat Karl Vogler (55) wollte sterben
«Die psychische Belastung wurde unerträglich»

Wie verzweifelt muss dieser Mann gewesen sein? Karl Vogler unternahm einen Suizid-Versuch.
Publiziert: 29.01.2012 um 23:55 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:12 Uhr
Von Sandro Inguscio, Antonia Sell

Erst seit knapp drei Monaten sitzt Karl Vogler (55) aus Bürglen OW als Mitglied der CVP-Fraktion im Nationalrat. Drei Monate, die den Anwalt und vierfachen Familienvater an seine «persönlichen Lebensgrenzen» haben stossen lassen, wie er gestern nach BLICK-Recherchen in einem Communiqué verlauten liess.

Am späten Donnerstagabend versucht sich der CSP-Nationalrat in der Nähe seines Hauses das Leben zu nehmen. Zum Glück erfolglos. Vogler kann noch rechtzeitig ins Spital gebracht werden. «Er schwebte in Lebensgefahr», weiss Regierungsrat und Parteikollege Franz Enderli (57). «Nach 24 Stunden konnte er aber glücklicherweise das Spital wieder verlassen. Er ist stabil und hat sich in ärztliche Behandlung begeben.»

Vogler präsentierte sich als starke Persönlichkeit

Was trieb den Familienvater zur Verzweiflungstat? Darüber äussert sich der katholische Politiker in seiner Medienmitteilung nicht.

Vogler ist ehrgeizig. Er wächst auf einem Bauernhof auf. Nach der Matura studiert er an der Universität Freiburg Jura, macht ein Auslandssemester in Paris. Seit 1989 arbeitet Vogler in Kerns OW als selbständiger Rechtsanwalt und Notar.

Vogler schafft 2002 die Wahl in den Kantonsrat. Gleichzeitig wird er Präsident des Kirchgemeindeverbandes Obwalden. 2006 ernennt ihn die CSP zum Fraktionschef.

Den Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn erreichte er letzten Oktober, als er sich nach einem heissen Kampf gegen den bisherigen SVP-Nationalrat Christoph von Rotz (46) durchsetzte. Im Wahlkampf präsentiert sich Vogler als starke Persönlichkeit. Er komme mit wenig Schlaf aus, könne sich trotz seiner vielen Verpflichtungen im privatwirtschaftlichen Bereich seinen neuen Aufgaben widmen.

Hat er sich überschätzt?

Hat sich Vogler überschätzt? 2009 hatte er das Kantonsratsmandat aufgegeben. «Wegen Überlastung», erklären Insider.

Die Bestürzung über den Selbstmordversuch ist gross. So sagte gestern Abend sein politischer Rivale Christoph von Rotz: «Wir sind alle sehr betroffen.» Vogler hat in seiner Medienmitteilung geschrieben: «Es gibt Grenzen im Leben. In den letzten Tagen bin ich persönlich an meine Lebensgrenzen gestos­sen. Die psychische Belastung wurde für mich unerträglich. Diese Situation stellt grundsätzliche Fragen an mich.»

Mit diesem Foto präsentiert Karl Vogler seine Familie auf seiner Homepage im Internet.
Foto: ZVG

Wie die politische Karriere von Karl Vogler weitergeht, ist ungewiss. «Innerhalb der nächsten 14 Tage werde ich über meinen Gesundheitszustand und meine Absichten informieren», schreibt er.

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