Der Fluglärm soll in der Schweiz bleiben
Deutsche sind wütend auf Zürich

Wenn doch die Flieger nur nicht soviel Platz zum Landen und Starten bräuchten! Die geplante Verlegung der Flugrouten um Zürich treibt die Deutschen erneut auf die Palme.
Publiziert: 22.02.2016 um 23:21 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:11 Uhr
Die neue Boeing 777-300 der Swiss im Anflug auf Zürich.
Foto: Reuters

Vor kurzem glaubte man noch an eine Beilegung des Fluglärmstreits zwischen der Schweiz und Deutschland. Doch nun wird das Kriegsbeil wieder ausgegraben.

Denn das geänderte Betriebsreglement für den Flughafen Zürich löst in den angrenzenden deutschen Gemeinden heftige Kritik aus. Aufgrund eines Gutachtens fordern sie den Verzicht auf die Umsetzung des Ostkonzeptes. Die Flughafen Zürich AG hält davon nichts.

Deutschland dürfe die von der Flughafen Zürich AG beantragte Verlegung der Flugrouten nicht akzeptieren, sagten Vertreter der südbadischen Kreise Waldshut, Schwarzwald-Baar und Konstanz am Montag vor den Medien in Waldshut. Sie führten zu einer starken Mehrbelastung der deutschen Seite.

Bestätigt fühlen sich die drei Gemeinden durch ein Gutachten, das sie von der Gesellschaft für Luftverkehrsforschung (GfL) eingeholt haben. Dieses sage eine deutliche Zunahme der Flüge über deutschem Gebiet voraus, hiess es an der Medienkonferenz.

Sollte das geplante Konzept umgesetzt werden, würden noch mehr Anflüge als bisher über den Schwarzwald und den Bodensee führen. Dies sei nicht akzeptabel, weil eine Vielzahl der Flüge problemlos auch über der Schweiz abgewickelt werden könne. Die deutsche Bundesregierung müsse sich den Schweizer Plänen widersetzen.

Die Schweiz dürfe Südbaden nicht weiter mit Fluglärm belasten, sagte der CDU-Landrat Guido Wolf. Der Obmann der linken Fraktion im Bundestag, Herbert Behrens, sagte: «Flugrouten müssen endlich einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werden, und zwar europaweit.»

Das Gutachten geht bei einer Umsetzung des Ostkonzeptes von einer Zunahme der Flugbewegungen über den Landkreisen Waldshut, Konstanz und Schwarzwald-Baar zwischen 2000 und 10'000 jährlich aus. Derzeit werden laut dem Landratsamt Waldshut jährlich mehr als 100'000 Flüge des Flughafens Zürich über Deutschland abgewickelt. Das entspreche rund 80 Prozent aller Anflüge.

Die süddeutschen Gemeinden fordern deshalb, dass Anflüge vermehrt über dem Schweizer Luftraum durchgeführt werden. Das entlaste den deutschen Luftraum markant.

Für die Flughafen Zürich AG präsentiert das deutsche Gutachten keine valable Variante zum geänderten Betriebsreglement. Insbesondere würden Sicherheitsüberlegungen nicht berücksichtigt, heisst es in einer Mitteilung.

Die vorgeschlagene Alternative sehe keine Eliminierung der Kreuzungspunkte in der Luft vor. Der Empfehlung der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle (SUST) werde damit nicht Rechnung getragen.

Ausserdem basierten die Fluglärmberechnungen auf falschen Annahmen. «Auf der von der GfL vorgeschlagenen Anflugroute käme es nicht zu einer Bündelung der Anflüge, sondern der Flugbetrieb über dem betreffenden Gebiet würde wie heute stattfinden», so die Flughafen Zürich AG.

Die Resultate des Gutachten bestätigten, dass es hinsichtlich der Erhöhung der Sicherheitsmarge kein besseres als das beantragte Ostkonzept mit der Entflechtung der An- und Abflugwege gebe. Das deutsche Umweltbundesamt (UBA) habe denn auch aus «lärmfachlicher Sicht» keine Einwände gegen das Betriebsreglement erhoben.

Das geänderte Betriebsreglement für den Flughafen Zürich ist zurzeit beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) und beim deutschen Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) hängig. (SDA/gf)

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