Der Chef des österreichischen Magazins «Profil» klagt über mangelnde Unterstützung in der Flüchtlingskrise
«Die Schweiz kocht ihr eigenes Süppchen»

Christian Rainer spricht mit BLICK über Flüchtlingspolitik, die Situation in Österreich und die Einführung der Obergrenze.
Publiziert: 25.02.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:29 Uhr
Jessica von Duehren

Herr Rainer, die letzten Jahre hat Österreich Deutschlands Flüchtlingspolitik unterstützt. Wie konnte es jetzt plötzlich zu diesem Kurswechsel kommen?

Christian Rainer: Die Situation in Österreich wurde unerträglich. Ökonomisch und logistisch wären die Asylbewerberzahlen zwar zu schaffen, aber mehrere Jahre hindurch jeweils 100'000 Zuwanderer wären für die Demokratie – eine rechtsextreme Partei liegt in allen Umfragen weit vorne – eine Zeitbombe. Und 500'000 muslimische Zuwanderer in kürzester Zeit würden auch das Gesellschaftsbild verändern. Österreich wurde von der gesamten EU – minus Deutschland – im Stich gelassen.

Wie beurteilen Sie das Handeln der österreichischen Regierung?

Als unbeholfen in der Präsentation, in der Sache als Notwehr gegenüber einer EU, die nicht gemeinsam handelt.

Wäre ein Einsatz von Soldaten im Ausland der richtige Weg?

Natürlich muss parallel zu allen Massnahmen in Europa und an den Schengen-Grenzen militärisch in Syrien und anderen ­Krisenherden eingegriffen werden. Trotz aller schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit.

War die Einführung der Obergrenze aus Ihrer Sicht die richtige Entscheidung?

Es ist eine Abwägung zwischen Humanität und Notwendigkeit, allerdings schlecht kommuniziert.

Ist es richtig, sich in dieser Situation mit den Balkanstaaten zu verbünden?

Es ist zum Teil unappetitlich angesichts der Art und Weise, wie dort Humanität begriffen wird – ähnlich wie in Ungarn bisweilen –, aber selbstverständlich richtig.

Müssten Länder wie die Schweiz Österreich bei seinem Vorgehen unterstützen?

Die Schweiz hat Österreich noch nie unterstützt, kocht immer ihr eigenes Süppchen, ein monetär und autistisch getriebener Egoismus.

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