Die Schweiz hat über 100'000 Osteuropäer umgetauft. Denn bei der Einbürgerung konnten die aus ihrer Heimat gebräuchlichen Sonderzeichen bislang nicht in den Schweizer Pass übernommen werden. Nun ist eine Änderung in Sicht: Ende Januar trafen sich erstmals Fachleute, um das Thema zu besprechen.
Das Problem: Das eidgenössische Personenstandsregister basiert auf einem veralteten IT-System, das in Osteuropa gebräuchliche Sonderzeichen nicht erfassen kann. So wurden zwischen 1990 und 2014 die Namen mit in der Schweiz wenig geläufigen Sonderzeichen einfach verwestlicht (BLICK berichtete).
Schreibweise soll frei wählbar sein
Betroffen waren Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien, deren Name auf -ić endet. Bei der Einbürgerung machten die Schweizer Behörden daraus -ic – ohne Akzent auf dem c. Auch Schweizer mit Namen aus Tschechien, Polen, Rumänien, Ungarn, Lettland, Litauen und der Türkei hatten ähnliche Probleme.
«Wer Schweizerin oder Schweizer wird, soll die Schreibweise seines Namens frei wählen können», findet der Aargauer SP-Nationalrat Cédric Wermuth und forderte in einer Interpellation eine Änderung, schreibt die «Luzerner Zeitung».
Er fand Gehör: Im Januar trafen sich Fachleute und diskutierten über eine Lösung. «Ziel ist es, dass künftig nach Möglichkeit alle Personen aus Ländern in Europa ihren Namen in der Schweiz mit der richtigen Schreibweise registrieren lassen können», sagt Stefan Podolak, stellvertretender Leiter der Sektion Sedex und Registerentwicklung beim Bundesamt für Statistik (BFS).
Technisch keine Herausforderung
Dafür müsse der Zeichensatz ausgeweitet und für alle Register harmonisiert werden. Technisch sei dies zwar keine grosse Herausforderung – das Problem sei vielmehr eine komplexe organisatorische und rechtliche Angelegenheit.
Laut der «Luzerner Zeitung» herrscht momentan ein Wirrwarr: Regeln und Normen würden nicht alle und nicht die gleichen Sonderzeichen vorschreiben. Eine Umstellung zieht somit eine Harmonisierung der Register mit sich. Im ersten Schritt gehe es nun darum, abzuklären, welche Sonderzeichen tatsächlich verwendet werden dürfen und was genau angepasst werden muss.
Weder Kosten noch Dauer des Prozesses seien bekannt. Laut Stefan Podolak trifft sich die Arbeitsgruppe Ende Monat ein zweites Mal. Er ist hoffnungsvoll: «Bei den involvierten Stellen ist der Wille vorhanden, nun etwas zu ändern.» (kra)