Der krebskranke Henri Steiner (78) will mit Cannabis seine Schmerzen lindern. Doch dafür braucht er Geduld – und eine Spezialbewilligung des Bundesamts für Gesundheit. (BLICK berichtete).
Jetzt hat die Politik sein Problem erkannt: «Der Bezug von Cannabis als Medizinalprodukt wäre wünschenswert, ist in der Schweiz im Gegensatz zu diversen Nachbarländern aber erschwert bis unmöglich.» Das hält die Gesundheitskommission des Nationalrats in einer Motion fest, die just Heinri Steiners Leiden lindern will.
Sie fordert mit CVP-Nationalrat Thomas Ammann (54, SG) den Bundesrat dazu auf, dass Medizinalcannabis an Chronischkranke durch ärztliche Verordnung abgegeben werden kann.
CVP-Nationalrat Ammann erkrankte selbst
So wie es jetzt laufe, sei es für Patienten eine Tortur, sagen die Gesundheitspolitiker: «Wer in der Schweiz vom medizinischen Nutzen der Hanfpflanze profitieren will, muss lange Wartezeiten, hohe Kosten und bürokratische Hindernisse in Kauf nehmen.»
CVP-Nationalrat Thomas Ammann hat selbst erlebt, wie belastend die aktuelle Gesetzeslage für Patienten ist. Denn Ammann erkrankte an Darmkrebs und musste sich einer Chemotherapie unterziehen. Deshalb war er für die aktuelle Praxis sensibilisiert. Zwar hat Ammann selbst kein medizinisches Cannabis gebraucht, weil er bis dato noch keine so lang anhaltenden Schmerzen hatte. Er habe in seinem Umfeld aber Menschen mit der gleichen Diagnose erlebt, denen Cannabis grosse Linderung gab.
Amherd unterstütze die Cannabis-Forderung
Darum sollen Ärzte künftig selbst entscheiden dürfen, ob ihr Patient ein Rezept fürs Cannabis erhalten darf. Es mache keinen Sinn, dass Mitarbeiter des Bundesamts für Gesundheit (BAG) darüber entscheiden. «Die kennen den Patienten nicht!»
Und wer soll das bezahlen? Er habe «natürlich» die Erwartung, dass Cannabis krankenkassenpflichtig werde, sagt Ammann. Und: «Eine Idee wäre, dass man Cannabis legal anpflanzen kann.»
Der Ball liegt jetzt beim Bundesrat, der voraussichtlich bis Ende Sommer einen Gesetzesentwurf präsentiert. Sicher ist: Eine Bundesrätin hat CVP-Ammann schon im Boot. Denn als er seine ursprüngliche Motion im Mai 2017 einreichte, war die heutige Verteidigungsministerin Viola Amherd (56) Erstunterzeichnende.