CVP-Candinas kontert Kunz in Kinderlosen-Debatte
«Er versucht, die Gesellschaft zu spalten»

Peter V. Kunz fühlt sich als Kinderloser systematisch von Gesellschaft und Politik benachteiligt. Familienpolitiker und Nationalrat Martin Candinas (CVP) versteht seine Argumente nicht im Geringsten.
Publiziert: 10.02.2017 um 11:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:08 Uhr
Nationalrat Martin Candinas (CVP/GR) findet die Kolumne von Peter V. Kunz «absurd».
Foto: Keystone/Peter Klaunzer

Eltern würden komplett überschätzt, meint der bekannte Wirtschaftsjurist Peter V. Kunz. In seiner Kolumne in der «Aargauer Zeitung» stellte er kinderlose Bürger als Opfer dar: «Als Direktbetroffener muss ich feststellen, dass wir Kinderlosen durch die Politik systematisch benachteiligt, wenn nicht sogar diskriminiert werden, ohne dass dies angeprangert würde.» (BLICK berichtete)

Wirtschaftjurist Peter V. Kunz fühlt sich als Kinderloser diskriminiert.
Foto: ZVG

«Ich bin schockiert über diese Kolumne», sagt CVP-Nationalrat und Familienpolitiker Martin Candinas zu BLICK. «Sie bricht kein Tabu. Sie versucht vielmehr, die Gesellschaft zu spalten.» Dass die Politik Kinderlose diskriminiere, könne definitiv nicht behauptet werden. «Seine Vorwürfe sind absurd: Nur weil Eltern mit Kindern entlastet werden, heisst das nicht, dass Kinderlose dafür bestraft oder gar diskriminiert werden.»

Jeder soll für sich selbst entscheiden

Neben systematischer Benachteiligung und «kaum erträglichen» Jungeltern nervt sich der kinderlose Kolumnist Kunz in seiner Kolumne auch über unfähige Eltern: Gelegentlich bedaure er, dass es keine Ausbildung zu «guten Eltern» gebe. Gleichzeitig prangert er wenige Zeilen später an, dass auch Kinderlose Schulbildung über die Gemeindesteuern mitfinanzieren müssten. «Der Autor widerspricht sich selbst», sagt Candinas.

Der dreifache Famlienvater ist mit dem Autor zwar einig, dass Eltern durch die Zeugung von Kindern nicht zu besseren Menschen würden. Doch: «Den Entscheid zur Familiengründung muss jeder für sich selbst treffen.» In der Schweiz sollte es laut Candinas jedem möglich sein, Kinder zu haben – wenn er das wolle.

«Im Gegensatz zu anderen Ländern engagiert sich die Schweizer Politik nicht zu viel, sondern zu wenig für die Familie», ist der Nationalrat überzeugt. «Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Kinderzulagen und der Vaterschaftsurlaub sind in der Schweiz zu wenig ausgebaut.»

Der dreifache Familienvater Candinas versteht die Beweggründe für Kunz’ Kolumne grundsätzlich nicht: «Ich frage mich, was jemanden motiviert, derart gegen Familien zu wettern.»

«Bravo, endlich einer, der es richtig sieht»

Die Reaktionen auf den BLICK-Artikel über die Kunz-Kolumne sind gespalten: «Seine AHV-Rente wird einmal durch die Kinder der Familien erarbeitet werden», schreibt ein Leser. Viele Kommentare verweisen Professor Kunz an das Prinzip der Solidarität: «Die Vergünstigungen, die Peter Kunz kritisiert, kommen mittelfristig wieder als Leistung meiner Kinder zurück.» 

«Bravo, endlich einer, der es richtig sieht», freut sich hingegen ein anderer Leser. Viele sind mit Kunz einig: «Meist zeugt man aus rein egoistischen Gründen Kinder – von wegen Grosszügigkeit!», schimpft ein Mann in den Kommentaren. Andere Kinderlose zeigen sich solidarisch mit Familien – aber in Grenzen: «Das Verständnis endet dort, wo ich, der sozusagen quersubventioniert, von genau denjenigen, die von der Glorifizierung profitieren, als Mensch zweiter Klasse betrachtet werde!» (kra)
 

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