An die Urne statt in die Turnhalle
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Gemeindeversammlung unmöglich:An die Urne statt in die Turnhalle

Coronavirus verhindert Gemeindeversammlungen
An die Urne statt in die Turnhalle

Wegen der Corona-Krise können die Gemeinden keine Versammlungen mehr abhalten, obwohl dringliche Geschäfte anstehen. Zur Not kommen unaufschiebbare Vorlagen via Urnenabstimmung vors Volk – etwa in den Kantonen St. Gallen und Graubünden.
Publiziert: 26.04.2020 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2020 um 09:49 Uhr
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Gemeindeversammlungen sind wegen der Corona-Beschränkungen derzeit nicht möglich.
Foto: Keystone

Das Coronavirus bringt auch die direkte Demokratie durcheinander. Die Volksabstimmung vom 17. Mai hat der Bundesrat längst abgesagt, zahlreiche kantonale Abstimmungen wurden ebenso sistiert.

Und dem Versammlungsverbot fielen reihenweise Gemeindeversammlungen zum Opfer. Statt am Treffen in der Turnhalle wird vielerorts nun an der Urne über wichtige Geschäfte entschieden.

Für unaufschiebbare Geschäfte

So nun auch im Kanton Graubünden. Die Bündner Regierung hat wegen der Corona-Krise die Gemeinden per Notverordnung ermächtigt, für unaufschiebbare Geschäfte Urnenabstimmungen statt Gemeindeversammlungen durchzuführen. Das Gleiche gilt für Bürgergemeinden, Regionen oder Gemeindeverbände.

Es sei noch unabsehbar, wann das Versammlungsverbot gelockert werde, so Thomas Kollegger (51), Leiter des Amts für Gemeinden. «Wir gehen nun auf Nummer sicher.» Viele Gemeinden hätten bisher keine Urnenabstimmung gekannt. «Für wichtige, unaufschiebbare Geschäfte haben wir diese Möglichkeit nun geschaffen.»

Dazu gehörten etwa Wahlen, damit die Behörden handlungsfähig bleiben würden. Oder gewisse Verpflichtungskredite. Man könne aber nicht jedes Geschäft an die Urne bringen.

In St. Gallen gab es schon Not-Abstimmungen

Andere Kantone kennen solche Notverordnungen bereits, etwa der Kanton St. Gallen, in welchem zwei Drittel der Gemeinden bereits Urnenabstimmungen durchgeführt haben – etwa um die Rechnung und Budget zu genehmigen.

Auch die Gemeinde Muolen SG hat ihre Stimmbürger vergangenen Sonntag an die Urne gerufen. Allerdings sei die Vorbereitungsphase «hektisch» gewesen, da die Abstimmung in kurzer Zeit habe organisiert werden müssen, so CVP-Gemeindepräsident Bernhard Keller (42).

Obwohl die Stimmbeteiligung an der Urne grösser war als an Gemeindeversammlungen, möchte Keller auf letztere aber nicht verzichten. Denn da werde der den Leuten Puls gefühlt, diskutiert und gestritten. Keller: «Die Bürgerversammlung ist für mich das Highlight des Jahres.» (rus)

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