Corona schlägt durch
Sexuelle Gewalt hat zugenommen

Während der Pandemie gab es mehr Übergriffe auf Frauen. Das berichtet der «Beobachter» in seiner aktuellen Ausgabe.
Publiziert: 10.06.2022 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2022 um 12:04 Uhr
Die Corona-Pandemie hat mehr sexualisierte Gewalt gegen Frauen ausgelöst.
Foto: shutterstock
Andrea Haefely, «Beobachter»

Die Corona-Pandemie hat mehr sexualisierte Gewalt gegen Frauen ausgelöst. Das zeigt sich jetzt im Geschäftsbericht der Zürcher Opferberatungsstelle Frauenberatung sexuelle Gewalt. 2021 führten ihre Mitarbeiterinnen einen Sechstel mehr Erstberatungen durch: Über 700 Betroffene meldeten sich bei der Stelle für ein erstes Gespräch. 407 Frauen hatten rein sexualisierte Gewalt erlebt, 304 häusliche Gewalt, die in mehr als der Hälfte der Fälle mit sexualisierter Gewalt einherging.

Ein Trend, den auch andere Fachstellen verzeichnen. Das Bundesamt für Statistik meldet eine Zunahme bei den angezeigten Vergewaltigungen. 2020 waren es 713, letztes Jahr 757.

Aktuelle Ausgabe des «Beobachter».
Beobachter
Artikel aus dem «Beobachter»

Dieser Artikel wurde aus dem Magazin «Beobachter» übernommen. Weitere spannende Artikel findest du unter www.beobachter.ch

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17 Prozent Zunahme

Den Anstieg um 17 Prozent führen die Zuständigen der Frauenberatung unter anderem darauf zurück, dass häusliche und sexualisierte Gewalt im vergangenen Jahr in den Medien deutlich präsenter waren als zuvor. «Die öffentliche Wahrnehmung hat sich verändert, vor allem Betroffene von sexualisierter Gewalt melden sich tendenziell schneller als früher», sagt Geschäftsführerin Corina Elmer.

Die Zunahme dürfte eine Auswirkung der Corona-Pandemie sein. Fachleute hatten schon 2020 einen Anstieg von häuslicher Gewalt gegen Frauen erwartet. So auch Corina Elmer. Allerdings nahmen die Meldungen während des Shutdowns im Frühjahr 2020 nicht zu. Der Grund: «Später erst realisierten wir, dass den Frauen im Shutdown oft der Freiraum fehlte, zu telefonieren oder das Haus zu verlassen. Denn die Täter waren ja ebenfalls zu Hause und hatten mehr Kontrollmöglichkeiten als vorher.»

Ausserdem hätten viele Frauen sich noch stärker als sonst um die Familie und deren Existenzsicherung kümmern müssen und darum ihr eigenes Wohl zurückgestellt. Mit den Lockerungen der Pandemie-Massnahmen 2021 habe es dann für betroffene Frauen wieder mehr Möglichkeiten gegeben, sich an Opferhilfestellen zu wenden.

Hilfe bei häuslicher Gewalt www.frauenhaeuser.ch; www.frauenberatung.ch, Telefon 044 291 46 46; www.bif-frauenberatung.ch, Telefon 044 278 99 99

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