Corona-Hotspots im Vergleich
Warum macht St. Gallen nichts?

Zurzeit haben Basel-Stadt und St. Gallen nur eines gemeinsam: Beide zählen als Corona-Hochburg in der Deutschschweiz. Während die Basler probieren, die Pandemie mit einem Mini-Lockdown einzudämmen, unternimmt die St. Galler Regierung nichts.
Publiziert: 25.11.2020 um 07:36 Uhr
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Aktualisiert: 25.11.2020 um 17:13 Uhr
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St. Galler Vorsteher des Gesundheitsdepartement Bruno Damann möchte keine Corona-Massnahmen verschärfen.
Foto: Keystone
Noa Dibbasey

Seit Montag befindet sich Basel-Stadt in einem Mini-Lockdown. Die Regierung macht für die nächsten drei Wochen Restaurants, Fitnesscenter, Erotikbetriebe und Casinos dicht. Für Veranstaltungen gilt eine Obergrenze von 15 Personen. Die Betroffenen ärgerts.

Aber die Fallzahlen im Kanton sind nunmal hoch: 737 von 100'000 Menschen sind infiziert. Nach St. Gallen hat der Halbkanton damit die höchsten Zahlen in der Deutschschweiz. Dem Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger (45, CVP) bereitet das grosse Sorgen. «Ein Kollaps des Gesundheitssystems muss unbedingt verhindert werden», erklärt er.

St. Gallen bleibt ruhig

Trotz höherer Ansteckungszahlen zeigen sich die Ostschweizer aber unbeeindruckt. Obwohl die Fallzahlen (774 Infizierte pro 100'000 Menschen) St. Gallen zum absoluten Ansteckungs-Hotspot in der Deutschschweiz machen, sieht der Vorsteher des Gesundheitsdepartements, Bruno Damann (63, CVP), keinen Handlungsbedarf.

An einer Pressekonferenz ruft die Regierung die Bevölkerung am Dienstag lediglich zum «sicherem Einkaufen» auf – der Black Friday und Weihnachstverkäufe stehen ja vor der Tür.

Grund für diese unbeschwerte Haltung sei der «aktuelle Trend der leicht sinkenden Fallzahlen». Tatsächlich: Die Positivitätsrate sinkt leicht. Wo sie vorletzte Woche im Schnitt noch 27,4 Prozent betrug, waren es letzte Woche «nur noch» 26,1 Prozent. Auch die Anzahl neuer Hospitalisationen ist von 62 auf 52 gesunken. Die Aufnahmekapazität sei zurzeit gewährleistet.

Ackermann warnt die Kantone

Mut macht den Ostschweizern auch der R-Wert, also der Weiterverbreitungsfaktor. Er zeigt, wie viele Personen ein Erkrankter im Schnitt ansteckt. Dieser liegt in St. Gallen mit 0,9 – das heisst 100 infizierte Personen stecken 90 Leute an – sogar tiefer als in Basel-Stadt (0,97). Mit einem R-Wert, wie St. Gallen ihn vorweist, dauert es aber über einen Monat, bis sich die Fallzahlen halbieren.

Über dem nationalen Durchschnitt liegen aber beide. Der Schnitt liegt zurzeit bei 0,78. Mit diesem R-Wert halbiert sich die Anzahl der Neuansteckungen alle zwei Wochen. Das freut Taskforce-Präsident Martin Ackermann. «Das erste Etappenziel ist erreicht», sagte er am Dienstag. Er lobte jene, die zur schnellen Reduktion des R-Werts beitragen. Das darf als Seitenhieb gegen die untätige St. Galler Regierung verstanden werden.

Warum reagieren die Kantone so unterschiedlich?

Ein gewichtiger Grund dafür, dass die Kantone so unterschiedlich reagieren, ist sicher die Zusammensetzung ihrer Regierungen: Basel-Stadt stellt eine links-grüne Mehrheit, während St. Gallen klar bürgerlich regiert wird.

Zudem liegt Basel-Stadt nahe an der Westschweiz. An dieser hat sich die Regierung bei ihrem Entscheid zum Mini-Lockdown orientiert. St. Gallen dagegen liegt weit weg von der Romandie.

St. Gallen will so weitermachen

Nicht zuletzt verteidigt die St. Galler Kantonsärztin Danuta Zemp Massnahmen, die über längere Zeit umsetzbar und durchzuhalten sind. «Andere Länder zeigen, dass eine zu schnelle Senkung der Fallzahlen zu einem Jo-Jo-Effekt führt», sagt sie am Dienstag. «Solange es für die Spitäler tragbar ist, machen wir so wie jetzt weiter.»

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