Claudia Nielsen wurde als Stadträtin verbal und tätlich attackiert
«Ich wurde angespuckt»

Der plötzliche Rücktritt von Claudia Nielsen vor den Zürcher Stadtratswahlen am 4. März schlug hohe Wellen. Und ging an der Politikerin nicht spurlos vorbei. Nielsen verrät: «Ich wurde übelst angepöbelt.»
Publiziert: 25.04.2018 um 10:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:55 Uhr
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Die Zürcher Ex-Stadträtin Claudia Nielsen spricht erstmals nach ihrem Rücktritt.
Foto: Keystone

Claudia Nielsen (56) sorgte mit ihrer plötzlichen Rücktrittsankündigung wegen fragwürdiger Honorarabrechnungen einen Monat vor den Stadtratswahlen in Zürich für ein politisches Erdbeben (BLICK berichtete). Nun blickt Nielsen erstmals seit dem besagten 7. Februar auf ihre politische Laufbahn zurück – und verrät, dass sie noch Schlimmeres erlebt hat als ihr Parteikollege Mario Fehr der in den letzten Tagen wegen einer Bierdusche in den Schlagzeilen war. «Ich wurde übelst angepöbelt», sagt Nielsen.

Nielsen stand als Gesundheitsvorsteherin wegen ihrer Spitalpolitik quasi unter Dauerbeschuss. In dieser Zeit sei es zu wüsten Szenen gekommen, wie sie der «NZZ» sagt. «Ich wurde auf offener Strasse und im Tram von wildfremden Menschen mit Sprüchen unter der Gürtellinie lauthals beschimpft», offenbart die Zürcherin.

«Man hat mir das Bein gestellt»

Manchmal sei sie auch physisch bedroht worden: «Ich wurde angespuckt, man hat mir das Bein gestellt.» Dass diese «negativen Begleiterscheinungen des Wahlkampfs», wie Nielsen diese verbalen Attacken und Tätlichkeiten bezeichnet, sie ebenfalls zum Rücktritt bewegt haben, streitet sie ab. «Doch ich hoffe, dass ich das nun hinter mir habe.»

Nielsen bestätigt, dass der Revisionsbericht und die Gewichtung der Finanzkontrolle den Ausschlag für ihren Rücktritt gaben. Obwohl die Untersuchung noch andauert, sei das Risiko für sie zu gross gewesen, in eine Rechtfertigungsspirale zu geraten. Die gradlinige Nielsen konnte nicht anders, als die Verantwortung zu übernehmen, wie sie selber sagt. «Das ist mein Credo. Sonst wäre ich vor mir selbst nicht glaubwürdig gewesen.»

Auszeit in den Alpen

Bereuen tut Nielsen auf jeden Fall nichts. Sie gönne sich nun eine Auszeit – und werde drei Monate in den italienischen Alpen über Stock und Stein wandern. Dann wolle sie sich beruflich neu orientieren.

Die SP verlor wegen des plötzlichen Rücktritts ihrer Stadträtin einen von vier Sitzen in der Zürcher Regierung (BLICK berichtete). Die Grüne Karin Rykart (47) erbte Nielsens Sitz. (duc)

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