Es sind gut 70 Expertinnen und Experten, die in der Corona-Taskforce des Bundes das Bundesamt für Gesundheit und weitere Bundesbehörden beraten. An ihrer Spitze: Mikrobiologe Martin Ackermann (50). Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich des Virus tragen sie massgeblich zur Entscheidungsfindung bei Massnahmen in der Pandemiebekämpfung bei. Doch seit die Taskforce besteht, haben bereits einige Wissenschaftler das Handtuch geworfen, so etwa Christian Althaus und nun auch Monika Bütler – aus persönlichen Gründen, wie sie auf Twitter schreibt.
Die Nachrichtenagentur SDA hat bei Ackermann nach den Gründen nachgehakt.
Warum informiert die Taskforce nicht aktiv über Veränderungen in ihrer Zusammensetzung?
Martin Ackermann: Die unabhängige Wissenschafts-Taskforce ist fokussiert auf die Bekämpfung der Pandemie und möchte sich als Gremium nicht ins Zentrum stellen. Turbulenzen und Verschiebungen sind in der Taskforce – nicht zuletzt auch aufgrund der hohen Arbeitsbelastung – völlig normal. Personelle Änderungen werden jeweils auf der Webseite aktualisiert, sollten aber aus Sicht der Taskforce nicht im Zentrum der Kommunikation stehen.
Die Taskforce hat derzeit 72 Mitglieder. Wie viele Mitglieder der Taskforce sind bisher zurückgetreten? Was waren die Gründe für die Rücktritte?
Seit die Taskforce ins Leben gerufen wurde, gab es immer wieder Wechsel – bisher etwa ein Dutzend. Der entscheidende Punkt ist, dass die wichtigsten Fachbereiche immer abgedeckt sind und so eine Beständigkeit gewährleistet ist, was der Fall war. Das Engagement der Forschenden in der Taskforce ist enorm gross. Sie leisten dort seit Monaten freiwillig und unentgeltlich Ausserordentliches für die Schweiz und die Bekämpfung der Pandemie. So kann es immer wieder vorkommen, dass einzelne Mitglieder austreten, weil sie sich in den nächsten Monaten wieder ganz ihren eigenen Forschungsprojekten widmen möchten.
Der neuste Wechsel in der Corona-Taskforce betrifft das vierköpfige Leitungsteam. Die St. Galler Ökonomin Monika Bütler wird Ende Monat von ETH-Ökonom Jan-Egbert ersetzt.
Alle Mitglieder der Taskforce erhalten für ihre Arbeit weder eine Entlöhnung noch eine Entschädigung. Sie arbeiten unentgeltlich zusätzlich zu ihrer regulären beruflichen Tätigkeit.
Unlängst verliess auch der Epidemiologe und Public-Health-Spezialist Marcel Tanner die Corona-Taskforce. Seinen Abschied begründet er damit, dass er gleichzeitig Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz sei.
Einen etwas auffallenderen Abgang hatte kurz vor ihm der Epidemiologe Christian Althaus hingelegt. Er machte die Politik für seinen Austritt aus der Taskforce verantwortlich: Diese müsse endlich lernen, der Wissenschaft auf Augenhöhe zu begegnen. (SDA/dbn)
Der neuste Wechsel in der Corona-Taskforce betrifft das vierköpfige Leitungsteam. Die St. Galler Ökonomin Monika Bütler wird Ende Monat von ETH-Ökonom Jan-Egbert ersetzt.
Alle Mitglieder der Taskforce erhalten für ihre Arbeit weder eine Entlöhnung noch eine Entschädigung. Sie arbeiten unentgeltlich zusätzlich zu ihrer regulären beruflichen Tätigkeit.
Unlängst verliess auch der Epidemiologe und Public-Health-Spezialist Marcel Tanner die Corona-Taskforce. Seinen Abschied begründet er damit, dass er gleichzeitig Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz sei.
Einen etwas auffallenderen Abgang hatte kurz vor ihm der Epidemiologe Christian Althaus hingelegt. Er machte die Politik für seinen Austritt aus der Taskforce verantwortlich: Diese müsse endlich lernen, der Wissenschaft auf Augenhöhe zu begegnen. (SDA/dbn)
Wie gross ist der Arbeitsaufwand eines Taskforce-Mitglieds und des Leitungsteams?
Das Präsidium der Taskforce ist momentan fast ein Fulltime-Job. Die einzelnen Taskforce-Mitglieder wenden neben ihrem sonstigen Arbeitspensum mit grossem persönlichen Aufwand mehrere Stunden bis Tage pro Woche für die gemeinsame Befestigung von Forschungsergebnissen und die Erarbeitung von Forschungsergebnissen und Policy Briefs oder Situationsanalysen auf. Nacht- und Wochenendschichten gehören je nach Lage der Pandemie auch dazu.
Bedeutet die Ernennung zum Taskforce-Mitglied für Wissenschaftler einen «Ritterschlag»? Mit welchem Prestige ist die Mitgliedschaft verbunden?
Nein, die Taskforce selber sieht das nicht so. Die Forschenden waren schon vorher auf ihren Fachgebieten anerkannte Expertinnen und Experten und es gibt viele hervorragende Forschende in der Schweiz, die nicht Mitglied der Taskforce sind. Wer in der Taskforce mitarbeitet, gewinnt viel durch die sehr konstruktive und fachübergreifende Zusammenarbeit, wie sie im hochkompetitiven Umfeld der Wissenschaft nicht immer selbstverständlich ist. Zudem gewinnen einzelne Mitglieder aufgrund des grossen Interesses der Bevölkerung und der Medien an mehr Visibilität. Dem gegenüber stehen die hohe Arbeitsbelastung und der Druck der Öffentlichkeit. Die Forschenden engagieren sich mit grosser Überzeugung, weil sie sich bewusst sind, wie sehr die Schweiz die Forschung unterstützt und sie gerne in dieser Krisensituation der Schweiz auch etwas zurückgeben möchten. (SDA)
Die wissenschaftliche Taskforce berät den Bund in der Corona-Pandemie. Sie trifft selber keine Entscheidungen zu Massnahmen oder Handlungen.
Für das Bundesamt für Gesundheit und andere Bundesbehörden liefert die Taskforce wissenschaftlichen Erkenntnissen, welche bei der Entscheidungsfindung bezüglich Massnahmen zur Pandemiebekämpfung helfen sollen. Darüber hinaus steht sie auch kantonalen Behörden für wissenschaftliche Anfragen und Beratung zur Verfügung.
Das wissenschaftliche Expertengremium wird präsidiert von Martin Ackermann. Gearbeitet wird in zehn Untergruppen. In der mitgliederstärksten Gruppe «Clinical Care» mit derzeit 15 Fachpersonen werden die klinischen Forschungsdaten zu Covid-19 beurteilt.
Weitere Arbeitsgruppen geben Analysen und Einschätzungen der epidemiologischen Situation anhand epidemiologischer Daten und mathematischer Modellierungen, koordinieren volkswirtschaftliche Analysen, befassen sich mit ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen, beraten zu Impfstoffen oder analysieren und bewerten Massnahmen zur Pandemiebekämpfung und Prävention.
Die überwiegende Mehrheit der Experten sind Professoren. Von der ETH Zürich sind es beispielsweise aktuell zehn Wissenschaftler, von der Lausanner EPFL sieben und von der Universität Genf neun. Rund ein Drittel der Experten sind Frauen. (SDA)
Die wissenschaftliche Taskforce berät den Bund in der Corona-Pandemie. Sie trifft selber keine Entscheidungen zu Massnahmen oder Handlungen.
Für das Bundesamt für Gesundheit und andere Bundesbehörden liefert die Taskforce wissenschaftlichen Erkenntnissen, welche bei der Entscheidungsfindung bezüglich Massnahmen zur Pandemiebekämpfung helfen sollen. Darüber hinaus steht sie auch kantonalen Behörden für wissenschaftliche Anfragen und Beratung zur Verfügung.
Das wissenschaftliche Expertengremium wird präsidiert von Martin Ackermann. Gearbeitet wird in zehn Untergruppen. In der mitgliederstärksten Gruppe «Clinical Care» mit derzeit 15 Fachpersonen werden die klinischen Forschungsdaten zu Covid-19 beurteilt.
Weitere Arbeitsgruppen geben Analysen und Einschätzungen der epidemiologischen Situation anhand epidemiologischer Daten und mathematischer Modellierungen, koordinieren volkswirtschaftliche Analysen, befassen sich mit ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen, beraten zu Impfstoffen oder analysieren und bewerten Massnahmen zur Pandemiebekämpfung und Prävention.
Die überwiegende Mehrheit der Experten sind Professoren. Von der ETH Zürich sind es beispielsweise aktuell zehn Wissenschaftler, von der Lausanner EPFL sieben und von der Universität Genf neun. Rund ein Drittel der Experten sind Frauen. (SDA)