«Im Vergleich zu den Diskussionen über den Rahmenvertrag vor vier Jahren, als der Zustand der Welt noch ein besserer war, spüren wir heute eine höhere Dringlichkeit», sagte der Aussenminister in einem Interview mit der «NZZ» vom Samstag. Enge und stabile Beziehungen zu den nächsten Nachbarn würden immer wichtiger.
Das gelte auch wirtschaftlich. «Die Beteiligung am europäischen Binnenmarkt ist für die Schweiz vital - und er wird noch bedeutender, wenn andere Märkte nicht mehr oder nur noch unter schlechteren Bedingungen zugänglich sind», betonte Cassis.
«Kann mir nicht vorstellen, dass wir eine bessere Lösung finden»
Die Veröffentlichung der Abkommen mit der EU seien «ein Befreiungsschlag nach äusserst intensiven und anstrengenden Monaten» gewesen. «Ich stelle ein grosses Interesse der Öffentlichkeit fest», so Cassis. Man wolle in der ganzen Breite und Tiefe verstehen, «was wir da verhandelt haben», und orientiere sich nicht nur an den «immergleichen Schlagworten».
Er glaube, dass das ganze Paket von Abkommen gut sei für die Schweiz. Nur wisse er nicht, ob das Volk dies genau so sehen werde. «Heute kann ich selbstsicher sagen, dass das Resultat unsere Hoffnungen übertrifft. Umgekehrt heisst das: Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir eine bessere Lösung finden, um den bilateralen Weg zu retten», sagte der Schweizer Aussenminister.
Mehr erreicht habe die Schweiz zum Beispiel bei der Schutzklausel zur Personenfreizügigkeit. «Vor allem konnten wir den Kern absichern: Bei uns herrscht weiterhin eine Freizügigkeit der Arbeitnehmer und nicht der Bürger», betont Cassis. Nur wer in der Schweiz arbeite oder finanziell selbst für sich sorgen könne, könne mit seiner Familie auch hier leben.