Bundesrätin Karin Keller-Sutter gibt Pressekonferenz
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Erste Pressekonferenz:Bundesrätin Karin Keller-Sutter gibt Pressekonferenz

Neue FDP-Bundesrätin
Das ist Karin Keller-Sutter

Als kleines Mädchen wollte sie Tierärztin werden, nun wurde Karin Keller-Sutter zur Bundesrätin gewählt. Wer ist die Frau, die neu die Schweiz regiert?
Publiziert: 05.12.2018 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2018 um 17:49 Uhr
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Karin Keller-Sutter mit ihrem Hund Picasso.
Foto: Daniel Ammann
Lea Hartmann

Es war ein bitterer Rückschlag für eine Frau, deren politische Karriere bislang nur eine Richtung kannte: steil nach oben. 2010 unterlag Karin Keller-Sutter im Rennen um die Nachfolge von Bundesrat Hans-Rudolf Merz ihrem Konkurrenten Johann Schneider-Ammann.

Nun, im zweiten Anlauf, hat Keller-Sutter (54) es geschafft – und übernimmt just den Sitz desjenigen, gegen den sie einst verloren hatte. Aus Karin, die als kleines Mädchen davon träumte, Tierärztin zu werden, ist Bundesrätin KKS geworden. Aus der Klassensprecherin in der Kanti das erste weibliche Regierungsmitglied der FDP seit 30 Jahren.

Vom Stammtisch in die Politik

Aufgewachsen ist Keller-Sutter als jüngstes von vier Kindern im sankt-gallischen Wil. Ihre Eltern, Rösly und Walter Sutter, führten dort während 28 Jahren den Gasthof Ilge – eine Institution in der Region. Am Stammtisch in der Gaststube wird Keller-Sutters politisches Interesse geweckt. Sie lauscht den Diskussionen der Gäste und bekommt mit, wenn ihre Eltern geschäftliche Fragen besprechen. Und sie wird selbst zum ersten Mal aktiv, als sie für den WWF in der Stadt Marken zur Rettung der Pandas verkauft.

Mit 23 tritt Keller-Sutter der FDP bei. Der Beitritt sei ein Bekenntnis zum Liberalismus und zur Aufklärung gewesen, erinnerte sie sich jüngst in der «NZZ». Doch aus dem Bekenntnis wird bald mehr: Keller-Sutter strebt ihr erstes politisches Amt an. 1992 wird sie – im zweiten Anlauf – in den Wiler Gemeinderat gewählt. Es folgt die Wahl in den Kantonsrat, bevor sie – im jungen Alter von 36 Jahren – Regierungsrätin des Kantons St. Gallen wird. Als Polizei- und Justizdirektorin des fünftgrössten Kantons der Schweiz erlangt Keller-Sutter schweizweit Bekanntheit. Wegen ihrer kompromisslosen Haltung in Asylfragen erhält sie Übernamen wie «eiserne Lady» oder «Blocher im Jupe». Auch als Hooligan-Schreck macht sich die Ostschweizerin einen Namen.

Neues Amt, neues Image

2011, ein Jahr nach ihrer Niederlage gegen Schneider-Ammann, dann der Sprung in die Bundespolitik. Keller-Sutter wird Ständerätin – und gibt alles, um das Image, das ihr als Regierungsrätin anhaftete, möglichst schnell loszuwerden. Statt die Themen Asyl und öffentliche Sicherheit auch im Bundeshaus zu beackern, versucht sie sich nun als Wirtschafts- und Sozialpolitikerin zu profilieren. Kritiker werfen ihr Opportunismus vor. Sie selbst sagt, sie habe einfach mal wieder Lust auf etwas Neues gehabt.

Keller-Sutter erarbeitet sich rasch den Ruf einer ehrgeizigen Schafferin. Sie ist mitverantwortlich für die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative und hat am AHV-Steuer-Deal mitgezimmert. Ihre Ratskollegen beschreiben sie als stets professionell und top vorbereitet. Etwas kühl und distanziert wirkt KKS zwar, aber wer sie besser kenne, lerne rasch ihre herzliche Seite kennen, heisst es.

KKS ganz privat 

Einer, der diese wohl so gut kennt wie kein anderer, ist ihr Mann Morten (53). Seit 30 Jahren ist die frisch gewählte Bundesrätin mit dem studierten Rechtsmediziner verheiratet, der die Gesundheitsdienste der Stadt Zürich leitet. Das dritte Familienmitglied ist 16 Jahre alt, taub und schon etwas altersschwach: Jack-Russell-Terrier Picasso – oder wie ihm Keller-Sutter gern sagt: ihr «Picceli». Auf ihn muss künftig der Schwiegervater aufpassen, wenn Keller-Sutter in Bern und ihr Mann in Zürich arbeitet.

Während Keller-Sutters politische Karriere einer Fahrt auf der Überholspur gleicht, hat das Paar privat schwere Schicksalsschläge verarbeiten müssen. So ist das Ehepaar nicht gewollt kinderlos. Zwei Fehlgeburten zerstörten den Traum vom Familienglück, über die Keller-Sutter heute auf Nachfrage offen spricht. 

Heute habe sie akzeptiert, «dass das Leben mir andere Aufgaben zugewiesen hat», sagt Keller-Sutter. Denn mit Kindern, ist sie überzeugt, wäre ihre politische Laufbahn ganz anders verlaufen. Und hätte nicht dorthin geführt, wo sie jetzt angelangt ist: im höchsten politischen Amt der Schweiz. 

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