Esel sind, wie alle anderen Tiere aus der Familie der Pferde, soziale Herdentiere. Doch das Tierschutzgesetz schützt Esel nicht genügend vor Einsamkeit, findet FDP-Nationalrätin Anna Giacometti (61) und will das ändern.
In einem Vorstoss verlangt die Bündnerin, dass das Tierschutzgesetz angepasst wird. Zwar müssen Equiden, wie die Familie der Pferde in der Fachsprache heisst, aktuell bereits andere Equiden in der Nähe haben.
Esel, Maultiere und Maulesel sind keine Pferde. Dennoch kann man die Tierschutzbestimmungen aktuell erfüllen, wenn man einen Esel einfach mit den Pferden in den Stall stellt. Oder umgekehrt. Denn die einzelnen Equiden werden nicht unterschieden. Künftig sollen sie aber soziale Kontakte zu ihresgleichen haben. Pferde könnten etwa Mauleseln diese Sozialpartner nicht ersetzen, so die Politikerin.
Den Besonderheiten von Eseln, Maultieren und Mauleseln gilt es deshalb in der Tierschutzverordnung Rechnung zu tragen, fordert Giacometti. Jetzt wurde die Co-Präsidentin der parlamentarischen Gruppe Tierschutz positiv überrascht.
Tierfreunde verschiedener Couleur
Der Bundesrat hat sich für ihren Vorschlag ausgesprochen. Die Regierung ist bereit, die Forderung umzusetzen, wie er in seiner Antwort auf die Motion schrieb, zumindest so weit es um Sozialkontakte geht.
Die Antwort habe sie sehr gefreut, aber auch etwas überrascht, so Giacometti. «Der Bundesrat hat bei Vorstössen zu Tierschutzfragen nicht immer ein offenes Ohr», merkt sie an.
Doch wie kommt es, dass sich eine Freisinnige für das Wohlergehen der Esel einsetzt? Der Tierschutz sei vielleicht nicht ein typisches FDP-Anliegen, aber es fänden sich zum Glück in allen Parteien Menschen, denen das Tierwohl am Herzen liege, so die Erklärung. Tatsächlich haben ihren Vorstoss Nationalräte von SP, FDP und Grünen mitunterzeichnet.
Giacometti hatte selbst einst Esel
Für Giacomettis Tierliebe gibt es einen konkreten Grund. Sie hatte selber einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb. «Vor allem mit Schafen, aber auch Esel waren dabei», schwärmt sie.
Deshalb setzt sie sich für das Sozialleben, der sonst eher störrischen Tiere ein: «Wenn man sie kennt, dann weiss man, dass Esel und Maultiere sehr soziale Tiere sind und es ihnen nicht gut geht, wenn sie einsam sein müssen und ihr Leben nicht mit Artgenossen verbringen können.»