Bundesrat am Wasalauf
Ueli Maurers 90-km-Rennen im Gripen-Land

Der Verteidigungsminister weilte übers Wochenende in Schweden – und spulte auf den Langlaufski 90 km im klassischen Stil ab. Eine PR-Aktion für den Gripen? Keineswegs, heisst es beim VBS. Maurer bezahlte den Trip selbst.
Publiziert: 03.03.2014 um 17:27 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:34 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
Von Christof Vuille

«Die Verhältnisse waren extrem schwierig. Es gab Neuschnee, die Spuren gingen für die hinteren Läufer praktisch kapput», sagt Sportminister Maurers Kommunikationschef Peter Minder zur Leistung seines Chefs.

Der absolvierte nämlich gestern zum wiederholten Mal den Wasa-Lauf, das grosse schwedische Langlauf-Volksrennen von Sälen nach Mora. Die 90 Kilometer lief Maurer in 8 Stunden und 20 Minuten – damit brauchte er fast eine Stunde länger als bei seinem schnellsten Lauf 2012.

Nächtliche Trainingsausflüge in Ogis Heimat

Das erklärt sich Maurer, der auf Rang 6575 landete, vor allem mit der pflotschigen Spur. «Es war ein absoluter Krampf», sagt der ehemalige Langlaufkommentator Minder. Rekordzeiten waren in auch für die Spitzenläufer nicht zu erreichen.

Neben den schwierigen Verhältnissen dürfte auch das Bundespräsidentenamt ein paar Minuten gekostet haben. Durch die hohe Arbeitsbelastung kam Maurer nicht ganz auf die gewohnte Anzahl Trainingsstunden.

Trotzdem nahm er sich immer wieder die Freiheit, spätabends nach Kandersteg BE zu fahren. Der Heimatort von alt Bundesrat Adolf Ogi verfügt nämlich über beleuchtete Loipen – und weil auch Maurers Chauffeur ein begeisterter Langläufer ist, hatte er meist sogar einen Begleiter dabei.

«Es handelt sich um einen Ferienausflug»

Das gestrige Saison-Highlight sorgte aber nicht nur wegen Maurers Leistung für Aufsehen: Die Schweden sind es nämlich, die uns den Gripen verkaufen wollen – und in wenigen Monaten stimmt das Volk über den Kampfjet ab. Konnte Maurer also seinen «Freizeit-Ausflug» also gleich noch mit Gesprächen verbinden?

Nein, sagt Minder: «Der Verteidigungsminister hat sowohl Flug und Aufenthalt selbst bezahlt. Es handelte sich beim Trip um einen Ferienausflug.»

Trotzdem rührte das VBS die Propagandatrommel. Denn neben Maurer gingen auch Nachrichtendienst-Chef Markus Seiler, Armeechef André Blattmann und andere Topkader des Departements in die Loipe – auf eigene Initiative, selbst bezahlt und mit Ferientagen.

«Logisch, dass ihm der Gripen im Kopf herumschwirrt»

Die Departementsleitung startete als «Vogel-Gryff»-Team: Ein klarer Hinweis auf den schwedischen Flieger. Und Maurer liess vor dem Staffelrennen am Freitag verlauten: «Ich erwarte wie beim Gripen ein hartes Rennen mit guten Perspektiven für ein Erfolgserlebnis!»

Das mit der Schweden-Reise auch Werbung gemacht wurde, sei kein Problem, findet Minder: «Ueli Maurer liegt einfach sehr viel am Flieger. Da ist es logisch, dass ihm der Jet im Kopf herumschwirrt, wenn er in Schweden weilt.»

Schliesslich erachte Maurer die Schweden als «als ganz tolle Leute», erklärt Minder. Das sei wohl auch mit ein Grund gewesen, auf ihren Jet zu setzen – denn man vertraue den Nordländern.

Auch von diesen waren Promis am Start – so etwa Prinz Carl Philip und seine Freundin Sofia Hellqvist.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?