Nach dem Ja der Bevölkerung zur Energiewende befand auch Bundesrätin Doris Leuthard, dass jetzt die Wasserzinsen sinken sollen. Zur Erinnerung: Damit gelten die Stromkonzerne Berggemeinden die Nutzung von deren Wasser. Die Zinsen müssen die Stromerzeuger dann als zusätzliche Kosten verbuchen, die die Energieproduktion verteuern.
Mit den Subventionen für Sonne- und Windenergie in ganz Europa steht die Wasserkraft aber unter Druck. Dies, weil sie teurer ist und so inzwischen nicht mehr konkurrenzfähig. Noch schlimmer steht es allerdings um die Atomenergie. Deren Produktion ist noch teurer als der Strom, der aus den Wasserkraftwerken kommt.
Gestern präsentierte die Interessengemeinschaft Bündner Konzessionsgemeinden (IBK) eine neue Studie. Es stammt laut der «Südostschweiz» Zürcher Beratungsunternehmens Hanser und Partner. Das Gutachten wurde jedoch nicht von der IG in Auftrag gegeben, sondern ihr zugespielt. «Uns ist egal, woher die Studie kommt, Hauptsache, wir haben sie», meinte Präsident Not Carl auf eine entsprechende Frage.
Wasserkraft viel billiger?
Der Inhalt der Studie, die bereits im September 2016 erstellt wurde, stützt die Position der Wassereigentümer und Wasserzinsempfänger. Der zentrale Punkt des Gutachtens betreffe nämlich die Produktionskosten der Wasserkraft. Die Studie kommt für die letzten 15 Jahre auf durchschnittliche Gestehungskosten von 4,9 Rappen pro Kilowattstunde. Das ist brisant: «Diese Angaben sind um einiges tiefer als jene der Stromlobby, die Produktionskosten von sieben Rappen pro Kilowattstunde kommuniziert», schreibt die Zeitung.
Und: Das Ergebnis der Hanser-Studie werde von einer zweiten Studie gestützt. Das Energieberatungsunternehmen Enerprice habe ebenfalls nachgerechnet und kam gar nur auf Vollkosten von 4,5 Rappen pro Kilowattstunde Strom aus Wasserkraft.
Für Not Carl ist deshalb klar: «Die Forderung nach einer Senkung der Wasserzinsen soll einzig dazu dienen, die Gewinnmargen der Wasserkraft zu erhöhen, um höhere Quersubventionen für unrentable Kernkraftwerke zu ermöglichen.» Denn bei realistischen Produktionskosten von knapp fünf Rappen pro Kilowattstunde würden die Stromkonzerne mit ihren im Monopol gebundenen Kleinverbrauchern immer noch einen Nettogewinn von zwei bis 2,5 Rappen pro Kilowattstunde verdienen, sagte er der «Südostschweiz».