Bis zu 50 Prozent fallen durch
So ungerecht sind Lehrabschlussprüfungen

Je nach Kanton sind LAPs unterschiedlich streng. Manchenorts fällt jeder Zweite durch. Das ruft die Politik auf den Plan.
Publiziert: 30.09.2014 um 16:33 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:24 Uhr
Von Christoph Lenz

Ob ein Lehrling die Lehrabschlussprüfung (LAP) besteht, hängt nicht nur von seinen Fähigkeiten ab. Wichtig ist auch, in welchem Kanton er die Prüfung absolviert. Das zeigen Daten zur LAP der Elektroinstallateure (Grafik).

In den Kantonen Schaffhausen, Glarus und Jura schafften 2013 alle Lehrlinge die LAP. Ganz anders in Zürich, Basel-Stadt und im Wallis: Dort rasselten Kandidaten reihenweise durch. Am schärfsten ist die Selektion in der Waadt. Dort erhielten nur 48 Prozent das Fähigkeitszeugnis. Auch bei anderen Berufslehren gibt es grosse Unterschiede.

«Ungerecht gegenüber den Lehrlingen»

SP-Nationalrätin Martina Munz (SH) will das nicht länger akzeptieren. Sie fordert den Bundesrat auf, die Gründe für tiefe Erfolgsquoten zu untersuchen und Massnahmen zu ent­wickeln, um mehr Lehrlinge durch die Prüfungen zu bringen. «Es ist ungerecht gegenüber den Lehrlingen, dass wir sie vier Jahre lang ausbilden, aber am Schluss durch die Prüfung fallen lassen», sagt Berufsschullehrerin Munz.

Wenn ein Lehrling die Anforderungen nicht erfülle, müsse er früher darauf hingewiesen werden. «Sonst investieren sie vier Jahre und haben am Schluss nichts im Sack.»

Verband: «Vielseitige Ursachen für Durchfallquote»

Rudolf Strahm, Ökonom und Verfechter des dualen Bildungswegs, kennt das Problem. «Ich begrüsse es, dass die Politik hier genauer hinschauen will.» Tatsächlich müssten bei manchen Lehrgängen kantonale Unterschiede reduziert werden. «Der Bund hat die notwendigen Harmonisierungsschritte bisher versäumt», so Strahm.

Andreas Egli, Präsident des Zürcher Elektroinstallateuren-Verbands (KEIZ), sagt: «Die Durchfallquote schwankt von Jahr zu Jahr. Die Ursachen dafür sind vielseitig.» Teils mangle es den Lernenden an ausreichender Vorbildung, teils seien Unterschiede auf demografische Faktoren zurückzuführen. «So gibt es in Zürich tendenziell mehr Lehrlinge mit Migrationshintergrund als in ländlicheren Kantonen.»

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