Berset mischt sich in Sprachenstreit ein
«Debatte über die Landessprachen ist unumgänglich»

«Ein Land, das sich über die Mehrsprachigkeit definiert, muss die Landessprachen auch pflegen», sagte Bundesrat Alain Berset am Filmfestival in Locarno. Die Landessprachen müssten deshalb einen festen Platz in der obligatorischen Schule haben.
Publiziert: 04.08.2016 um 15:21 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:06 Uhr
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Bundesrat Alain Berset in Locarno mit seiner Frau Muriel.
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Bundesrat Berset reagierte damit auf die Diskussionen, die in letzter Zeit in einzelnen Deutschschweizer Kantonen über das Frühfranzösisch aufgeflammt sind. Der Bund unterstütze die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) darin, die 2004 verabschiedete Fremdsprachenstrategie umzusetzen, die 2014 bestätigt worden sei.

Vor dem Hintergrund der Vernehmlassung über die Revision des Sprachengesetzes betonte er die Bedeutung der Landessprachen. Man dürfe auch die Diskussionen nicht scheuen. «Eine grundsätzliche Debatte über die Landessprachen ist unumgänglich», sagte der Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern.

Neben den Diskussionen ums Frühfranzösisch will Berset auch die italienische Sprache fördern.
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Ein Schwerpunkt der Kulturbotschaft 2016-2020 ist auch die Förderung des Italienischunterrichtes ausserhalb der italienischen Schweiz. Hier will man verschiedene Pilotprojekte unterstützen, die den Italienischunterrichtes verbessern und die zweisprachige Maturität mit Italienisch gezielt fördern. Ausserdem wird der Schulaustausch zwischen den Sprachregionen unterstützt.

Ebenfalls äusserte sich Berset zur Zukunft des Schweizer Films. 2015 war ein erfolgreiches Jahr. In den Kinosälen zum Beispiel mit «Heidi» und «Schellenursli», aber auch an verschiedenen internationalen Filmfestivals. Damit dies so bleibt, will Berset mit diversen Massnahmen den Schweizer Film international wettbewerbsfähiger machen.

«Ja, der Schweizer Film hatte letztes Jahr schöne Erfolge», blickte Berset zurück. Aber man dürfe sich nichts vormachen, sagte er. Es handle sich um isolierte Erfolge.

Damit diese Erfolge auch in Zukunft möglich werden, will er mit gezielten Massnahmen die Präsenz der Schweizer Filme im Ausland fördern und den Filmstandort Schweiz attraktiver machen.

Diese Massnahmen ergänzen die Schritte, die bereits umgesetzt wurden, um die negativen Folgen des seit 2014 nicht mehr möglichen Zugangs zum Europäischen Förderprogramm MEDIA auszugleichen. Die EU hatte die Teilnahme der Schweiz an diesem Programm nach der Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative 2014 sistiert.

Seit dem 1. Juli ist das Programm «Filmstandortförderung Schweiz» (FiSS) in Kraft. Damit sollen Koproduktionen angeregt werden und die Schweiz als Drehort für Filme gefördert werden. Ebenfalls seit dem 1. Juli ist die Verordnung über die Förderung der internationalen Präsenz des Schweizer Filmschaffens in Kraft.

Ivo Kummer, Leiter der Sektion Film im Bundesamt für Kultur, zeigte sich zuversichtlich, dass die Massnahmen erfolgreich sein werden. Die Anzahl der eingereichten Projekte beweisen gemäss Kummer, dass man auf dem richtigen Weg ist. Da eine Produktion aber in der Regel zwei bis drei Jahre in Anspruch nehme, werde man erst nach dieser Zeit eine wirklich aussagekräftige Bilanz ziehen können.

Sicher ist gemäss Kummer aber, dass die Gelder gut investiert sind. Denn mit den drei Millionen Franken der Eidgenossenschaft werde eine Wertschöpfung von rund 17 Millionen geniert. Davon profitiere die Filmproduktionsindustrie, aber zum Beispiel auch der Tourismus.

Im Zusammenhang mit der Filmförderung hat das Bundesamt für Kultur auch mit der Promotionsagentur Swiss Films eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen. Diese soll helfen, den Schweizer Film an Festivals sichtbarer zu machen und den Zugang der Filme zum internationalen Markt zu erleichtern. Isabelle Chassot, Direktorin des Bundesamtes für Kultur, sprach von einer koordinierten Strategie, die der Bund verfolge.

Trotzdem sei es nicht möglich, die negativen Folgen, die der Ausschluss vom Förderprogramm MEDIA mit sich bringe, vollständig zu kompensieren. «Wir sind von Netzwerken ausgeschlossen», sagte Bundesrat Alain Berset. Das könne man nicht mit nationalen Fördermassnahmen wettmachen. Deshalb hoffen er und Isabelle Chassot denn auch, dass die Schweiz über kurz oder lang wieder bei der Europäischen Filmförderung mitmachen kann. (sda)

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