Berner Platte – die Kolumne
Bundesrätliches Stockholmsyndrom

Alfred Heer über die Haltung der Landesregierung gegenüber Brüssel.
Publiziert: 29.09.2024 um 09:46 Uhr
Unser Verhältnis zur EU bleibt ein ewiges Thema.
Foto: IMAGO/Anton Geisser
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Der Begriff Stockholmsyndrom wurde von einem schwedischen Polizeipsychologen geprägt. Er beschreibt einen psychologischen Vorgang beim Opfer einer Geiselnahme, das plötzlich positive Gefühle zu seinen Geiselnehmern entwickelt. Zwei wichtige Komponenten des Syndroms sind die Entwicklung positiver Gefühle des Opfers gegenüber dem Täter sowie der Glaube des Opfers an die Menschlichkeit des Täters, wenn das Opfer die Weltanschauung des Täters teilt.

In unserem Fall ist die Geiselnehmerin die Europäische Union und die Geisel die Schweiz. Die EU will der Schweiz ein Rahmenabkommen verordnen, das uns zur Übernahme von EU-Recht verpflichten soll unter gleichzeitiger Unterstellung der Schweiz unter den EU-Gerichtshof in Luxemburg. Dazu führt die EU seit langem eine Erpressungskampagne gegen die Schweiz.

Einige Bundesräte sind schwer am Syndrom erkrankt

Statt sich nun gegen die EU zu wehren, zeigt eine Mehrheit des Bundesrates grosses Verständnis für die Positionen der EU. Die Schweiz baute eine Neat für 19 Milliarden Franken und die EU-Nachbarländer verpflichteten sich, die Anschlüsse fertigzustellen. Nichts von dem ist erfolgt, im Gegenteil; die am Stockholmsyndrom leidenden Politiker sind gewillt, die milliardenteuren EU-Anschlusslinien mit Steuergeldern aus der Schweiz zu finanzieren.

Der EU-Vertrag über Schengen und Dublin, der einen freien Personenverkehr ermöglichen soll, wurde durch alle Nachbarstaaten de facto aufgehoben. Deutschland führt rigorose Grenzkontrollen durch, während die Schweiz sich nach wie vor buchstabengetreu an das Vertragswerk hält, was dazu führt, dass wir ein 11-jähriges marokkanisches Kind, das 150-mal in Deutschland kriminell wurde, nun als Asylbewerber bei uns begrüssen dürfen.

Wie lange will sich der Bundesrat von der EU noch demütigen lassen? Einige Bundesräte machen immer wieder schöne Fotos mit der Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen. Dies ist der Glaube dieser Bundesräte an die Menschlichkeit der EU, wenn wir ihre Weltanschauung teilen. Die Weltanschauung der EU gegenüber der Schweiz besteht jedoch nur daraus, wie man die leeren Kassen mit unserem Geld nachfüllen kann – so wie es jeder Geiselnehmer im Sinne hat.

*Alfred Heer ist Unternehmer und Zürcher SVP-Nationalrat. Er schreibt hier abwechselnd mit Aline Trede.

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