Ein Denkmal zierte den Unfallort in Oberglatt
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Kampfhund-Attacke:Ein Denkmal zierte den Unfallort in Oberglatt

Beginn einer nationalen Debatte über Kampfhunde
Als drei Pitbulls einen Kindergärtner (6) totbissen

Im Dezember 2005 ereignete sich in der Schweiz ein schrecklicher Vorfall: Drei Kampfhunde griffen den kleinen Süleyman an. Der Fall löste eine Debatte aus, die bis heute nachwirkt.
Publiziert: 15:34 Uhr
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Aktualisiert: 18:51 Uhr
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Der 6-jährige Süleyman war auf dem Weg zum «Chindsgi», als es zur Attacke kam.
Foto: Blick-Archiv

Darum gehts

  • Tragischer Pitbull-Angriff auf Kind löst landesweite Debatte über Hundehaltung aus
  • Blick lancierte 2005 eine Petition für Pitbull-Verbot
  • 175’386 Unterschriften gesammelt und dem Bundesrat übergeben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Deborah BischofRedaktorin Politik
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Was ist genau passiert?

Am 1. Dezember 2005 ereignet sich eine Tragödie, die selbst 20 Jahre später nur schwer zu ertragen ist. Kurz vor 9 Uhr ist der 6-jährige Süleyman in Oberglatt ZH auf dem Weg in den Kindergarten.

Am Waldrand, nur 100 Meter vom Kindergarten entfernt, geschieht es: Drei American-Pitbull-Terrier stürzen sich brutal auf Süleyman. Er hat keine Chance. Eine ebenfalls anwesende Frau muss das Geschehen mit ihrem Sohn mitansehen, hilflos und starr vor Angst. Kurz darauf eilt der Hundebesitzer herbei, versucht die Tiere zu bändigen. Doch für den Sechsjährigen ist es bereits zu spät. Er stirbt.

Der Besitzer der Hunde wird 2006 zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Später wird das Urteil auf zwei Jahre gesenkt. Seine Partnerin und der Mieter des Hauses wurden zu 14 beziehungsweise 12 Monaten bedingter Haft verurteilt.

So berichtete Blick 2005 über den Fall.
Foto: Blick
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Wie hat Blick darüber berichtet?

Nach dem Vorfall ist es vorbei mit der vorweihnachtlichen Besinnlichkeit. Statt Kerzenlicht und Feststimmung dominieren Kampfhunde die Schlagzeilen – und eine Frage beschäftigt das ganze Land: Wie lässt sich verhindern, dass so etwas je wieder geschieht? Blick bezieht klar Stellung: Mit dem Aufruf «Jetzt machen wir den Behörden Dampf!» lanciert die Zeitung nur zwei Tage nach dem Angriff eine Petition für ein Verbot von Pitbulls.

Einen Tag später lancierte Blick eine Petition für ein Verbot von Pitbulls.
Foto: Blick

Das Echo ist gross. Bereits am 6. Dezember 2005 zählt die Blick-Petition 10’000 Unterschriften. Auch Parlamentarierinnen und Parlamentarier unterzeichnen, darunter der heutige Bundesrat Guy Parmelin (65, damals SVP-Nationalrat) oder die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard (62, damals Nationalrätin und CVP-Parteipräsidentin).

Zwei Tage vor Weihnachten ist es dann so weit: Die Blick-Chefredaktion überreicht dem damaligen Bundesrat Joseph Deiss (79, CVP) die Petition. Zusammengekommen waren bis zu diesem Zeitpunkt 175’386 Unterschriften.

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Was ist seither geschehen?

Noch während Blick Unterschriften sammelt, ziehen erste Kantone Konsequenzen: Sie schaffen Rasselisten, führen Leinenzwang oder Maulkorbpflicht ein. Auch im Bundesparlament wird ein nationales Verbot bestimmter Hunderassen diskutiert – findet jedoch keine Mehrheit. Stattdessen führt der Bund 2006 eine Meldepflicht für Angriffe ein, ab 2008 wird ein obligatorischer Kurs für Hundehalterinnen und -halter eingeführt. Dieser wird 2016 wieder abgeschafft.

Doch eine Frage bleibt: Konnte die Schweiz verhindern, dass so etwas je wieder passiert? Die Antwort lautet leider nein. Jedes Jahr kommt es zu mehreren Tausend Beiss- und anderen Vorfällen mit Hunden – Tendenz steigend. Inzwischen haben einige Kantone das Obligatorium für den Hundehalterkurs wieder eingeführt.

Was genau ist «Blick zrugg»?

Die neue Reihe «Blick zrugg» erzählt historische Momente der Schweiz seit der Gründung von Blick 1959 in neuer Form. Wir zeigen dir, was damals passiert ist und wie der Blick darüber berichtet hat. Gleichzeitig ordnen wir das Geschehnis ein und bilden ab, was sich seither getan hat.

Die neue Reihe «Blick zrugg» erzählt historische Momente der Schweiz seit der Gründung von Blick 1959 in neuer Form. Wir zeigen dir, was damals passiert ist und wie der Blick darüber berichtet hat. Gleichzeitig ordnen wir das Geschehnis ein und bilden ab, was sich seither getan hat.

Der kantonale Flickenteppich in der Hundehaltung und Bewilligung sorgt jedoch immer wieder für Diskussionen. So wurde erst kürzlich ein Vorstoss lanciert, der eine nationale Regelung fordert. Der Bundesrat ist jedoch dagegen und verweist auf das damals abgelehnte Verbot für Pitbulls. Als Nächstes muss das Parlament darüber befinden.

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