Sollen sich Parteien durch Listenverbindungen in eine befristete Liebesbeziehung stürzen? Diese Frage treibt die Strategen im Wahlkampf um – und der läuft auf Hochtouren. Weil die verbundenen Parteien bei der Auszählung wie eine Einheit behandelt werden, können sie Restmandate ergattern – Nationalratssitze.
Die SVP verlor 2011 acht Sitze, weil sie kaum Listenverbindungen einging. Das soll sich nicht wiederholen. Deshalb sucht sie seit Monaten Verbündete. Nun zeigt sich: vergebens. Niemand will mit Blocher und seiner SVP ins Bett. Die FDP schlug am Sonntag den Wunsch nach flächendeckenden Listenverbindungen in den Wind.
Auch die anderen Mitteparteien sagen ab. BDP-Präsident Martin Landolt: «Das ist für uns kein Thema. Wir wollen die Mitte stärken – und nicht mit einer Partei in die Wahlen steigen, die immer radikaler wird.» Es sei der BDP ebenso wichtig, SVP-Sitze zu verhindern wie linke Sitze.
Die Kantonal-Parteien entscheiden, ob und mit wem Allianzen geschmiedet werden. Deshalb gibt es oft skurrile Konstellationen: So spannte 2011 im Thurgau und in der Waadt die linksliberale GLP mit der rechtskonservativen EDU zusammen. Und die SP zog mit EVP, CSP oder PdA in die Schlacht.
Landolt verbietet den Sektionen eine Zusammenarbeit mit der SVP: «Ich würde mit allen Mitteln versuchen, sie von einer Allianz mit der SVP abzubringen», sagt er zu BLICK. Der Glarner ist nicht der Einzige, der von der SVP nichts wissen will.
Martin Bäumle, Chef der Grünliberalen, sagt, sein Motto laute: «Rechnen, rechnen, rechnen.» Das hat er getan und kommt zum Schluss: «Ich sehe aktuell keinen einzigen Kanton, in dem sich ein Zusammengehen mit der SVP lohnen würde.»
Die GLP habe kein Interesse daran, der SVP zu helfen. Die Positionen bei Ökologie oder Gesellschaftspolitik lägen «meilenweit» auseinander. Selbst wenn seine Partei von der SVP profitieren könnte, «würden wir eine Partnerschaft sorgfältig abwägen». Auch bei der CVP beisst die Volkspartei auf Granit. Eine Zusammenarbeit würde dem Ziel zuwiderlaufen, die Mitte zu stärken, sagt Generalsekretärin Béatrice Wertli.