Baumängel und Verspätung
IT-Milliardenprojekt der Armee kämpft mit Riesenproblemen

Die Armee reiht bei ihren IT-Projekten Debakel an Debakel. Nun kämpft das VBS auch beim Bau geschützter Rechenzentren mit gravierenden Problemen: Es geht um ein Milliarde Franken.
Publiziert: 31.05.2019 um 12:01 Uhr
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Daran dürfte VBS-Chefin Viola Amherd keine Freude haben.
Foto: Keystone

Sensible Daten besser schützen und krisenresistent aufbewahren – das ist das Ziel des Rechenzentren-Verbunds, welchen das Verteidigungsdepartement VBS im Jahr 2010 lanciert hat. Drei Rechenzentren – zwei davon mit militärischem Vollschutz – hätten in den Jahren 2018 bis 2022 in Betrieb gehen sollen. Kostenpunkt: fast 1 Milliarde Franken.

Doch das Milliardenprojekt kämpft mit gravierenden Problemen. Das zeigen Recherchen von Radio SRF: Die beiden Rechenzentren Fundament und Kastro II machen dem VBS Schwierigkeiten.

Juristisches Verfahren wegen Baumängeln

Das Rechenzentrum Fundament wird seit vier Jahren an einem geheimen Standort in eine bestehende Felskaverne eingebaut. Doch das Bauvorhaben ist ins Stocken geraten: Es laufen zwei juristische Verfahren, wie Divisionär Thomas Süssli, Chef der zuständigen Führungsunterstützungsbasis der Armee (FUB), bestätigt.

Eines wegen Baumängeln an der eingebauten Bodenplatte, die inzwischen vollständig wieder herausgerissen und ersetzt hat werden müssen. Und ein zweites, weil der Generalplaner sein Mandat niedergelegt hat – aus Sicht des VBS «zu Unzeiten». Gemäss Süssli wird Fundament deshalb erst Ende 2020 fertiggestellt, zwei Jahre später als geplant.

Risikoanalyse sieben Jahre zu spät erstellt

Beim Projekt Kastro II sind die Probleme noch gravierender: Das Rechenzentrum hätte beim Munitionslager aus dem 2. Weltkrieg in Mitholz im Berner Oberland entstehen sollen. Nachdem der Standort schon 2010 bestimmt worden war, erstellte das VBS erst sieben Jahre später eine detaillierte Risikoanalyse.

Das Resultat: Das Risiko für eine Explosion in Mitholz ist viel grösser als bisher angenommen. «Man beginnt wieder von vorne», sagt nun FUB-Chef Süssli. Bis Ende Jahr werde mittels Machbarkeitsstudie ein neuer Standort für Kastro II gesucht. Statt 2022 werde die Anlage frühestens 2028 in Betrieb gehen können.

Erhöhtes Risiko bei Cyberattacken

«Wir werden somit bis 2028 mit einem erhöhten Risiko rechnen müssen», sagt der Chef der FUB. Das deshalb, weil bei ausserordentlichen Lagen wie einer Cyberattacke oder einer Strommangellage kein Vollschutz für die heiklen Daten des VBS bestehe.

Die Präsidenten der sicherheitspolitischen Kommissionen von National- und Ständerat, Werner Salzmann und Josef Dittli, wollen die Probleme mit den Rechenzentren gemäss Radio SRF nun in ihren Kommissionen zur Sprache bringen und vom VBS weitere Informationen verlangen.

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