Vom VBS betrieben und zunehmend verlottert
Jetzt muss beliebte Bergbeiz schliessen

Nahe am Neuenburgersee befindet sich ein beliebter Berggasthof, der Armasuisse gehört. Der Bundes-Rüstungsbetrieb liess das Ausflugsrestaurant im Waadtländer Jura aber verlottern. Deshalb will er es jetzt ganz schliessen. Das sorgt für Unverständnis im Jura.
Publiziert: 30.07.2025 um 15:37 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2025 um 20:10 Uhr
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Für die Region ein Schock: Armasuisse will das bekannte Ausflugsrestaurant auf dem Chasseron schliessen.
Foto: TripAdvisor

Darum gehts

  • Ausflugsrestaurant auf dem Chasseron schliesst vorläufig wegen schlechtem Gebäudezustand
  • Armasuisse priorisiert andere Projekte aufgrund globaler Bedrohungssituation
  • Beschaffungsprojekte von rund 11 Milliarden Franken in den nächsten Jahren
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Es ist ein beliebter Aussichtspunkt: Nicht allzu weit entfernt vom Städtchen Yverdon-les-Bains VD befindet sich auf 1600 Metern über Meer der Chasseron. Vom Berg aus bietet sich ein toller Blick ins Land, auf den Neuenburgersee und die Alpen. Man nennt das Gebiet auch «le balcon du Jura».

Bekannt ist auch das Ausflugsrestaurant auf dem Berg. 120 Sitzplätze und 38 Betten zählt es. Doch jetzt endet seine Zeit. Vielleicht für immer. Armasuisse, das Bundesamt für Rüstung, macht die Beiz vorläufig dicht, wie verschiedene Lokalmedien berichten. 

Ende September läuft der Vertrag des bisherigen Pächters nach zehn Jahren aus. Er hätte zwar einen Nachfolger präsentieren können, doch Armasuisse will derzeit keine neue Pacht abschliessen. Der Grund dafür: Das Gebäude befinde sich in einem miserablen Zustand, hält Armasuisse gegenüber den Medien fest. Zuerst müssten Renovationsarbeiten vorgenommen werden, mindestens beim Dach und der Fassade ist dies dringend. 

Sorry, haben gerade andere Prioritäten

Tatsächlich lassen die Bilder der Hotelzimmer und Massenlager wenig Investitionen in den letzten Jahren vermuten. Weil man die Renovationsarbeiten beim Bundesbetrieb aufgrund der neuen globalen Bedrohungssituation und der finanziellen Lage des Bundes nicht als vordringlich ansieht, ist offen, wie es auf dem Berg weitergeht. Das Restaurant werde bis auf weiteres nicht vermietet, heisst es. Ein Datum für die Instandstellungsarbeiten steht nicht fest. 

Zweifellos gehören Restaurants nicht zum Kerngeschäft von Armasuisse. Die Beschaffungsstelle der Armee ist aktuell unter Druck: Aufgrund des Ukrainekrieges und der Bedrohung durch Russland wird in ganz Europa aufgerüstet.

Auch das Schweizer Parlament will mehr Geld für die Armee ausgeben: Armasuisse muss in den nächsten Jahren Beschaffungsprojekte von rund 11 Milliarden Franken durchführen. Bei mehreren Geschäften gab es in letzter Zeit Probleme: Drohnen aus Israel werden nicht geliefert, die Kampfjets aus den USA könnten viel teurer werden. 

«Schlag für die Region»

Lokale Medien bezeichnen das Ende des Ausflugsrestaurants als «harten Schlag für die Region». Jérôme Longaretti, Tourismusdirektor des Drei-Seen-Landes, bezeichnet den Entscheid gegenüber der Lokalzeitung «La Côte» als problematisch. Es entstehe eine gastronomische Lücke für die Wanderer auf der Jurakette. Und weniger Angebote bedeute automatisch weniger Tourismus.

Armasuisse habe das Ende einseitig beschlossen und ihm vor einem Monat mitgeteilt, sagt der bisherige Pächter gegenüber dem Neuenburger Portal «Arcinfo». Eine Möglichkeit, dagegen vorzugehen, habe er nicht. Ende August sollen Gespräche zwischen Armasuisse und der Gemeinde Bullet stattfinden. Diese möchte den Ausflugspunkt erhalten. 

Seit 1985 ist das 1898 erbaute Gebäude im Besitz von Armasuisse. Ein Verkauf ist aus Sicht des Bundesbetriebes nicht zwingend die beste Option: Es befinden sich auch militärische Infrastrukturen auf dem Chasseron. Dort will man sich künftig alle Freiheiten offenlassen. 

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