Die von Verteidigungsminister Guy Parmelin sistierte Beschaffung eines bodengestützten Luftverteidigungssystems bringt die Armeespitze in Erklärungsnot. Denn keines der Systeme hat die Anforderungen offenbar erfüllt. BLICK zeigt die von der Armee geprüften Raketen in einer Übersicht.
Das infrarot-gestützte System IRIS-T SL wird von der deutschen Diehl Defence hergestellt. Es handelt es sich um eine Weiterentwicklung des Luft-Luft-Lenkflugkörpers IRIS-T. «SL» steht für Surface Launched (bodengestützt). Im Vergleich zur Iris T verfügt die Weiterentwicklung gemäss Angaben des Herstellers etwa über einen stärkeren Antrieb und ein autonomes GPS-Navigationssystem. Der Senkrechtstart des Lenkflugkörpers ermögliche eine 360-Grad-Verteidigung gegen Hubschrauber, Flugzeuge und Drohnen, wirbt Diehl Defence. Der Startbehälter diene auch der Lagerung und dem Transport der Waffe. Diese entwickelt der Hersteller im Auftrag der deutschen Bundeswehr. Ihr Manko gemäss der Bodluv-Projektgruppe ist die mangelnde Einsatzfähigkeit bei schlechtem Wetter. Der Hersteller wehrt sich vehement gegen diesen Vorwurf. Das System befindet sich in der Testphase und soll bis 15 Kilometer Höhe und 40 km Reichweite einsetzbar sein.
Das radargelenkte System Camm-ER wird von der europäischen MDBA Missile Systems hergestellt. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung der CAMM, wobei ER für extended range, also erweiterte Reichweite steht. Gemäss Angaben des Herstellers beträgt die Reichweite rund 45 km. Die Projektgruppe der Schweizer Armee kam aber im Rahmen ihrer Evaluation zum Schluss, dass die Reichweite ungenügend sei. MDBA wirbt mit der möglichen 360-Grad-Luftverteidigung, die auch aus urbanen Gebieten erfolgen könne. Ausserdem sei das System allwettertauglich. Eine Rakete ist 4 Meter lang und 160 Kilogramm schwer. Das System befindet sich noch in der Entwicklung.
Die israelischen Systeme Iron Dome und Spider waren während der Vorevaluation auf der Longlist von Armasuisse. Beide Systeme erfüllten die Kriterien aber nicht. Für die Schweizer Armee war Iron Dome nicht geeignet, weil ein System gesucht wurde, dass die Lücke zwischen Flieger (ab 15 Km) und Flab (bis 3000 Meter) schliesst. Also ein System mittlerer Reichweite. Iron Dome wäre also das falsche System. Es wird in Israel vor allem gegen Kassam-Kurzstreckenraketen der Hamas aus dem Gazastreifen und gegen Katjuscha-Kurzstreckenraketen der Hisbollah aus dem Südlibanon eingesetzt. Armasuisse hat den Iron Dome verworfen. Ausserdem seien die Israelis sehr sparsam mit Infos umgegangen.