Am 9. Februar sagten hier noch 94 % Ja
In Horrenbach stolperte Ecoflop über Kondome

Nirgendwo in der Schweiz war die Zustimmung für die SVP-Masseneinwanderungsinitiative so gross wie in zwei abgelegenen Bergdörfern oberhalb von Thun. 94 Prozent der Wähler sagten dort am 9. Februar Ja.
Publiziert: 01.12.2014 um 20:27 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:32 Uhr
Horrenbach bringt das Ecopop-Nein nicht aus der Ruhe.
Von Michael Bolzli

Die Berner Gemeinde Horrenbach-Buchen könnte man also als Sturmspitze der Zuwanderungsbeschränkung bezeichnen. Und jetzt das: Ecopop scheitert selbst hier. Warum? BLICK machte sich vor Ort ein Bild. Die beiden Dörfer wirken am Sonntag Nachmittag wie ausgestorben. Und das, obwohl sich der Herbst über dem Nebel von der besten Seite zeigt. Doch selbst die Dorfbeiz hat geschlossen. Ab und zu kurvt ein Auto die engen Strassen hoch.

Und kaum ein Horrenbacher will mit BLICK sprechen. «Die Leute haben wohl noch genug vom Medienrummel im Februar», glaubt der ansässige SVP-Grossrat Samuel Graber (54). «Journalisten aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Holland – sogar aus Japan kamen zu uns», sagt Graber. Alle Welt wollte wissen, wie Schweizer Bergler hier ticken.

Bei so hoher Zustimmung für die SVP-Initiative wäre ein Ja zu Ecopop auf der Hand gelegen. Auch Gemeindeschreiber Urs Wandfluh (59) ist darum vom Resultat überrascht: «Ich habe mit einem knappen Ja gerechnet», sagt er. Aber am Ende lehnten die Oberländer Ecopop mit 43 zu 41 Stimmen ab.

Das freut SVP-Grossrat Graber. Immer wieder hat er im Dorf für ein Nein plädiert. Ihm war vor allem der Familienplanungs-Teil der Initiative ein Dorn im Auge:  «In solchen Dingen wollen wir doch nicht anderen dreinreden», findet der SVPler. «Wir mögen es auch nicht, wenn man uns sagt, was wir zu tun haben.»

Das habe viele überzeugt. Trotzdem: «Wäre es bei der Initiative nur um die Zuwanderungsbeschränkung gegangen, hätte Horrenbach-Buchen bestimmt zugestimmt», glaubt Samuel Graber.

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