«Luzi Stamm wirkt müde und verbraucht»
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Politologe zu wirrem Auftritt:«Luzi Stamm wirkt müde und verbraucht»

Alt SVP-Nationalrat Luzi Stamm kandidiert für Badener Stadtrat
Stamm stellt sich mit wirrem Auftritt ins Abseits

Nach einem unschönen Abgang aus dem Nationalrat will der ehemalige SVP-Politiker Luzi Stamm nun plötzlich Badener Stadtrat werden. Ein Freund habe ihn dazu überredet, sagt er.
Publiziert: 20.08.2020 um 11:27 Uhr
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Aktualisiert: 20.08.2020 um 21:23 Uhr
An einer Medienkonferenz informierte Luzi Stamm (Mitte) über sein geplantes Polit-Comeback.
Foto: Fabio Giger
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Lea Hartmann

Er kanns nicht lassen. Fast dreissig Jahre lang sass Luzi Stamm (67) im Nationalrat. Nachdem ihn die SVP vergangenes Jahr nicht mehr aufstellte und er erfolglos auf einer eigenen Liste kandidiert hatte, will er nun überraschend Stadtrat in Baden AG werden.

An einer wirren Medienkonferenz lancierte der Aargauer seine Kandidatur. Diese war ein spontaner Entschluss, wurde aus den Ausführungen Stamms deutlich. Ein alter Bekannter, mit dem der SVPler als Kind Fussball gespielt hatte, hatte ihn vor wenigen Wochen dazu überredet. Ein Tag vor Anmeldeschluss reichte Stamm bei der Stadt seine Kandidatur ein.

So lief die wirre Medienkonferenz von Luzi Stamm
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Ex-Politiker will in Stadtrat:So lief die wirre Medienkonferenz von Luzi Stamm

Flyer von 1991

Neben diesem alten Bekannten machte ein weiterer Unterstützer an der Medienkonferenz Werbung für Stamm. Auch er ist politisch unbekannt. Unter anderem verteilten sie den Journalisten Flugblätter aus dem Jahr 1991 – damals sass Stamm bereits einmal in der Badener Regierung. Der aktuelle Wahlkampf-Flyer Stamms ist vier Seiten lang, aber bloss zwei Sätze stammen von ihm: «Es gibt Dinge im Leben, für die es sich zu kämpfen lohnt. Die wunderschöne Altstadt Baden gehört dazu.»

Heute sei das Stadtbild verschandelt, wetterte Stamm. Er wirkte verwirrt, schweifte in seiner Ansprache ständig ab. Die Rede war auch von Pferden, einem Badener Augenarzt, Kriminellen und einer Volksinitiative, für die Stamm gerade Unterschriften sammelt.

Koks-Affäre im Bundeshaus

Der Auftritt erinnerte an die Vorkommnisse des vergangenen Jahres. Vor dem Abgang aus Bern hatte der Rechtsanwalt mit einer Koks-Affäre für Wirbel gesorgt. Stamm kaufte einem Strassenmusikanten in der Bundesstadt Drogen ab und versteckte diese im Bundeshaus über Nacht. Er habe der Drogenmafia damit das Handwerk legen wollen, so seine Begründung für die Aktion.

Später erzählte Stamm, er sei auch schon mit einem Koffer voller Falschgeld ins Bundeshaus spaziert. Der damalige SVP-Nationalrat wurde daraufhin von der Partei dazu gedrängt, eine Auszeit zu nehmen. Dabei begab er sich auch in ärztliche Behandlung.

Stamm tritt nun nicht für die SVP an. Er habe zwar beim lokalen Parteipräsidenten angefragt. Dieser habe ihn dann aber darauf hingewiesen, dass die SVP bereits entschieden und öffentlich kommuniziert hat, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen, sondern denjenigen der FDP zu unterstützen. So ist Stamm nun offiziell Kandidat des Komitees «B. Jäger», dem Namen des ehemaligen Fussballkollegen aus Kindertagen. Insgesamt treten drei Kandidaten für den freigewordenen Sitz in der Exekutive der drittgrössten Aargauer Stadt an.

Will Stamm überhaupt?

Ob der alt Nationalrat, der trotz des Pensionsalters noch immer als Rechtsanwalt arbeitet, wirklich noch politische Ambitionen hegt, bleibt unklar. Stamm machte klar, dass sein Herz noch immer viel stärker für die Politik als die Juristerei schlägt. Gleichzeitig sagte er aber auch: «Rechtlich gesehen kann ich die Kandidatur gar nicht mehr zurückziehen.» Hat ihn der ehemalige Freund aus Kindertagen etwa zu etwas gedrängt, das er doch nicht so recht will?

Jedenfalls ist Stamm bewusst, dass seine Chancen gewählt zu werden, verschwindend klein sind. Bei den Junioren des FC Wettingen habe er seinem Freund viele Bälle zugespielt, sagte er, während er dessen Hand tätschelte. «Jetzt hast du mir den Ball wieder zugeschoben. Wenn ich ein Riesenglück habe, schaffe ich es auch dieses Mal.» Mit dem heutigen Auftritt hat er sich allerdings weiter ins Abseits bugsiert.

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