Alain Berset dafür
Schweizer Städte wollen legales Cannabis testen

Mehrere Schweizer Städte sind daran interessiert, die legale Abgabe von Cannabis zu testen. Bundesrat Alain Berset begrüsst die Initiative - und räumt ein, dass er es als junger Mann auch mal probiert hat.
Publiziert: 17.04.2016 um 03:50 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 04:40 Uhr
Rauschmittel Cannabis: Geraucht werden die getrocknete, zerkleinerte Blätter ("Marihuana") der Pflanze oder das Harz ("Haschisch").
Foto: Imago
Attila Albert

Es sind kleine, aber mutige Geständnisse wie diese, die Politiker menschlich erscheinen lassen - sie wissen, was die Menschen beschäftigt, und das häufig aus ganz persönlicher Erfahrung.

Bundesrat Alain Berset (44) überraschte in der aktuellen Diskussion um Versuche mit legaler Cannabis-Freigabe mit einem Geständnis: «Einmal» habe er das Kiffen auch probiert, mit etwa 23 Jahren.

«Mir ist dabei schlecht geworden», sagt er in der «NZZ am Sonntag». «Es war keine lohnende Erfahrung.» Gleichwohl unterstütze er, dass mehrere Schweizer Städte die Abgabe von Cannabis testen wollen.

Interesse daran hätte Zürich, Bern, Basel und Genf. Sobald eine Stadt ein Projekt erarbeitet habe und ein Gesuch einreiche, werde sein Departement prüfen, ob es eine Bewilligung erteilen könne.

Bern will in der zweiten Jahreshälfte ein Gesuch beim Bund einreichen für die kontrollierte Cannabis-Abgabe in Apotheken. Bis zu 1000 Kiffer (Cannabis-Raucher) über 18 Jahre sollen am Forschungsprojekt teilnehmen können.

Spricht sich für die Tests aus: Bundesrat Alain Berset (44).
Foto: Daniel Teuscher

Als «heikel» bezeichnet Berset die Frage, ob auch Minderjährige legal Cannabis beziehen können sollen. Weil sie eine «sehr verletzliche Konsumentengruppe» seien, wäre eine Begleitung besonders wichtig, sagte er. Ihm sei bewusst, dass spezielle Vorsicht geboten sei, da für sie der Konsum besonders gesundheitsgefährdend sei.

In Zürich und Genf soll auch die Abgabe von Cannabis an 16- und 18-jährige Jugendliche getestet werden – allerdings nur an solche mit schweren Suchtproblemen.

«Fakt ist, dass mehr als ein Fünftel der Bevölkerung Erfahrung mit Cannabis hat», sagte der Bundesrat. «Also können wir nicht einfach wegschauen, sondern müssen ohne Scheuklappen auch neue Ideen prüfen.»

Ein Schritt zur völligen Freigabe sollen diese Pilotprojekte aber nicht sein. Laut Berset könne es «nur um befristete Versuche gehen, die wissenschaftlich begleitet werden und klare Fragen beantworten sollen».

Das Volk hatte sich 2008 gegen eine Cannabis-Legalisierung ausgesprochen. Gleichzeitig habe es aber ein Gesetz gutgeheissen, das Ausnahmebewilligungen für wissenschaftliche Forschungsprojekte ermöglicht. Berset: «Das Signal war eindeutig: keine Legalisierung, aber auch keine Denkverbote. Diesen Rahmen werden wir einhalten.»

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