Deutschland möchte seine Ärztinnen und Ärzte zurück
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«Gesundheitsminister ist unter Druck»:Deutschland möchte seine Ärztinnen und Ärzte zurück

Abwerbungs-Problematik
Fast jeder fünfte Arzt ist Deutscher

Die Schweiz ist bei deutschen Ärzten als Arbeitsort beliebt. Dafür fehlen sie in ihrem Heimatland, der dann auf Ärzte aus anderen Staaten zurückgreift. Ein Abwerbungs-Teufelskreis, dem Gesundheitspolitiker einen Riegel schieben wollen.
Publiziert: 15.01.2019 um 10:09 Uhr
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2017 verfügten 18,5 Prozent der berufstätigen Ärzte in der Schweiz über ein deutsches Diplom.
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (38) hätte gerne seine Ärzte zurück. Die von Schweizer Spitälern und Heimen abgeworbenen Fachleute fehlten in Deutschland, sagte der CDU-Mann dem SonntagsBlick. Dafür würden dann polnische Ärzte in Deutschland arbeiten, die in Polen fehlten. Spahn möchte diesem Abwerbungs-Teufelskreis in Europa einen Riegel schieben. 

Deutsche Ärzte lieben die Schweiz

Tatsächlich ist die Schweiz bei deutschen Ärzten seit Jahren beliebt. 2017 wanderten gemäss Angaben der deutschen Bundesärztekammer 641 Ärzte aus Deutschland in die Schweiz ab – ein Drittel aller Abwanderer. Zum Vergleich: 268 gingen nach Österreich und 84 in die USA. 

In der Schweiz stammen mittlerweile 34 Prozent der 36'900 berufstätigen Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland, so die Statistik des Ärzteverbands FMH per Ende 2017. Über 6800 Ärzte verfügen über ein deutsches Diplom – ein Anteil von 18,5 Prozent. In den Spitälern ist der Anteil noch höher. Gemäss Bundesamt für Statistik ist fast jeder vierte Arzt an Schweizer Krankenhäusern Deutscher.

In Deutschland ist der Anteil ausländischer Ärzte deutlich tiefer, aber in den letzten Jahren ebenfalls stark angestiegen. Der grösste Anteil ausländischer Ärzte stammte 2017 aus Rumänien, Syrien, Griechenland und Österreich.

WHO-Verhaltenskodex als Vorbild

Bei Gesundheitspolitikern vieler Staaten ist die Abwanderungsproblematik denn auch längst ein Thema. Das zeigt das Abkommen der Weltgesundheitsorganisation WHO, auf das Spahn als mögliches Vorbild für ein EU-internes Abkommen verweist.

Dabei handelt es sich um einen 2010 verabschiedeten Verhaltenskodex über die ethische Rekrutierung von Gesundheitspersonal. Rechtlich ist das Dokument unverbindlich. Es erinnert die reichen Industriestaaten aber an ihre Verantwortung, ärmeren Staaten – insbesondere Entwicklungsländern – nicht einfach Personal abzuwerben. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass gerade bei den Ärmsten das oft schon schwache Gesundheitssystem zusammenbricht.

Die Länder sollen den Kodex in ihrer nationalen Gesundheitspolitik berücksichtigen. Dazu gehört etwa das Ziel, seinen Gesundheitspersonalbedarf möglichst mit eigenen Arbeitskräften zu decken.

Schweiz orientiert sich am Kodex

Auch die Schweiz orientiert sich am Kodex. So verweist das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf die 2016 beschlossene Fachkräfteinitiative, wonach die Zahl der Masterabschlüsse in der Humanmedizin bis 2025 von 800 auf 1300 pro Jahr gesteigert werden soll. Dafür hat der Bund 100 Millionen Franken zu Verfügung gestellt. «Die Massnahmen greifen nach und nach. 2016 standen bereits 1055 klinische Ausbildungsplätze zur Verfügung», so BAG-Sprecher Daniel Dauwalder. Und neben den Ausbildungsplätzen für Humanmediziner gebe es weitere Massnahmen, mit denen mehr Gesundheitsfachleute ausgebildet würden.

Deutschland wiederum hat einen der WHO-Grundgedanken in seiner Beschäftigungsverordnung umgesetzt, wie Gesundheitsministeriums-Sprecher Hanno Kautz erklärt: «Demnach ist die Einschaltung privater Arbeitsvermittler zur Rekrutierung aus Ländern mit kritischem Mangel an Gesundheitspersonal untersagt.»

Allerdings macht der Verhaltenskodex auch klar, dass die persönliche Freiheit der Gesundheitsfachkräfte, in ein Land einzuwandern, welches sie einlässt und beschäftigen will, nicht beschränkt werden soll.

Fazit: Industriestaaten wie die Schweiz, aber auch Deutschland haben das Problem erkannt. Man wirbt denn auch nicht offensiv im Nachbarland um Gesundheitspersonal. Aber solange es nicht gelingt, den Bedarf mit eigenen Arbeitskräften zu decken, werden immer medizinische Fachkräfte zuwandern.

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