Kampf um Altersvorsorge 2020
Rentenreform treibt einen Keil zwischen Migros und Coop

Die Rentenreform treibt einen Keil in die Wirtschaft. Auch die beiden Detailhandelsriesen sind sich nicht einig: Die Migros plädiert für ein Ja, Coop stellt sich gegen die Reform.
Publiziert: 22.06.2017 um 22:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:00 Uhr
Wie werden wir den Lebensabend in Zukunft finanzieren? Die Detailhandelsriesen sind geteilter Meinung.
Foto: KEYSTONE/CHRISTOF SCHUERPF
Ruedi Studer

Die grossen Wirtschaftsverbände kämpfen an vorderster Front gegen die Rentenreform von SP-Bundesrat Alain Berset. Doch einig ist sich die Wirtschaft längst nicht. So unterstützt der mächtige Westschweizer Wirtschaftsverband Centre Patronal die Reform aktiv.

Dass ein tiefer Riss durch die Wirtschaft geht, zeigt sich nun auch bei den Detailhandelsriesen Migros und Coop. Die Migros unterstützt die Reform, Coop stellt sich dagegen, wie die beiden Unternehmen auf Anfrage erklären.

Migros sieht «sozialpolitische Anliegen» umgesetzt

«Wir befürworten die Rentenreform», sagt Migros-Sprecherin Martina Bosshard. Die jetzige Kompromisslösung nehme verschiedene «sozialpolitische Anliegen auf, welche in der Migros-Gemeinschaft seit vielen Jahren gelebt werden».

Dazu gehörten etwa die Gleichbehandlung von Frau und Mann beim Rücktrittsalter (umgesetzt mit Rentenalter 65 für alle), eine vorteilhafte Versicherung von tieferen Einkommen und Teilzeitbeschäftigten (umgesetzt durch eine leichte Senkung des Koordinationsabzugs) sowie die laufende Anpassung der Vorsorgeversprechen an die wirtschaftlichen und demografischen Rahmenbedingungen (umgesetzt durch eine Senkung des BVG-Mindestumwandlungssatzes samt flankierenden Massnahmen).

«Wichtig für das Vertrauen der Bevölkerung»

Mit der schrittweisen Mehrwertsteuererhöhung könne die AHV finanziell für die nächsten rund 15 Jahre stabilisiert werden, so Bosshard. «Das ist für das Vertrauen der Bevölkerung in die erste Säule sehr wichtig.» Zudem begrüsse die Migros auch die Einführung von AHV-Teilrenten, was den Mitarbeitern eine gleitende Pensionierung ermögliche.

Für die Migros ist klar: «Ein Scheitern der Reformvorlage in der Volksabstimmung wäre zu bedauern, da ein Anpassungsbedarf im Bereich der ersten und zweiten Säule ausgewiesen ist.» 

Die Migros werde ihre Haltung intern wie extern kommunizieren, erläutert Bosshard. «Es ist aber nicht geplant, eine aktive Rolle in der Abstimmungskampagne zu übernehmen.»

Coop schliesst sich Arbeitgeberverband an

Während die Migros für ein Ja zu Bersets Rentenreform einsteht, schlägt sich Coop ins Nein-Lager. Coop sei über die IG Detailhandel Schweiz Mitglied des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes «und unterstützt grundsätzlich dessen Haltung», erklärt Coop-Sprecherin Andrea Bergmann. Der Arbeitgeberverband bekämpft die Rentenreform bis aufs Blut.

Weiter will sich Coop nicht zum Thema äussern. Bergmann: «Als Gruppe mit Unternehmen mit unterschiedlichen Personalstrukturen wollen wir nicht im Detail auf die Vorlage eingehen.»

Der Graben zwischen den beiden Platzhirschen im Detailhandel geht also nicht nur tief durch den Marktplatz, sondern auch tief durchs politische Parkett.

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