Rund 200'000 Schweizer kiffen, müssen ihr Gras aber illegal besorgen. Doch was würde es bewirken – positiv wie negativ – wenn Cannabiskonsumenten ihren Stoff unter kontrollierten Bedingungen in der Apotheke erhalten würden?
Wie verändern sich Konsumverhalten sowie psychische und physische Gesundheit der Apotheken-Kiffer? Das wollte die Uni Bern in einem Pilotversuch wissenschaftlich untersuchen. Doch der Bund stoppte die Cannabis-Studie Ende 2017. Es fehle die gesetzliche Grundlage.
Jetzt können Kiffer und die Studienautoren der Uni Bern wieder hoffen: Bundesrat Berset (46) präsentierte gestern den «Cannabis-Experimentierartikel» – der Gemeinden Cannabis-Versuche erlaubt.
Nach zehn Jahren verdampft der Experimentier-Gesetzesartikel
Und so funktionierts: 5000 erwachsene Schweizer erhalten eine Art Kiffer-Ausweis, mit dem sie in Apotheken eine beschränkte Menge Cannabis pro Monat kaufen können. Die Bedingung: Nicht in der Öffentlichkeit rauchen und nicht weitergeben. Pro Monat und Kiffer gibt es maximal 24 Gramm Cannabis – laut BLICK-Umfrage bei regelmässigen Konsumenten eine ansehnliche Menge.
Dem Versuch sind auch zeitlich Grenzen gesetzt: Nach zehn Jahren ist die Änderung im Betäubungsmittelgesetz wieder ungültig. Danach will der Bundesrat die Ergebnisse der verschiedenen Studien zusammentragen. Mindestens bis dahin gilt das allgemeine Cannabisverbot weiterhin in der ganzen Schweiz.
Uni Bern vorsichtig optimistisch
Nun ist das Parlament am Zug: SVP und CVP lehnen die Versuche ab, die anderen Parteien gaben bisher grünes Licht. Wenn dies so bleibt, dürften National- und Ständerat knapp Ja sagen zu den Pilotversuchen.
An der Uni Bern ist man daher vorsichtig optimistisch. «Wir begrüssen natürlich grundsätzlich den Vorstoss des Bundesrats und freuen uns, dass es vorangeht mit dem Experimentierartikel», sagt Sven Trelle (45), der seit Langem von der Kifferstudie träumt. Er betont: «Aktuell ist die Studie weiterhin auf Eis gelegt. Wir nehmen die Arbeit dann auf, wenn wir Definitives aus dem Parlament hören.»