TV-Moderatorin Steffi Buchli (41) ist stolze Feministin. Im Youtube-Format «Hoi» spricht sie von unangenehmen Situationen in ihrem Alltag. «Eines der herzigsten und gleichzeitig auch erschreckendsten Komplimente, die ich je bekommen habe, ist: ‹Sie machen das super dort im Sport – also vor allem als Frau›», erzählt sie. Die Mysports-Chefin fügt an, Fussballregeln seien nicht so komplex, dass eine Frau sie nicht verstehen würde. «Entsprechend ist es bizarr, dass jemand meint, ich könne als Frau Sport nicht vermitteln.»
Rückblickend gäbe es für sie einige Situationen, in denen sie sich frage, warum sie mitgelacht habe, anstatt den Leuten die Meinung zu sagen. Als Beispiel erzählt sie eine Situation von einem Tisch mit Sportjournalisten, an dem über eine Athletin, die jetzt halt ein «etwas grösseres Füdli» hat als andere Athletinnen, Witze gerissen werden. «Sie lachen dann und bringen Vergleiche aus der Tierwelt und ich lachte damals bemüht mit. Heute wäre ich so stolz darauf, wenn ich in solchen Momenten aufgestanden wäre und den Leuten gesagt hätte, wie niederträchtig es ist, was sie machen.»
Wusste nicht, ob sie dem Job gewachsen ist
Steffi Buchli findet, Frauen müssen sich in der Geschäftswelt trauen, sich überzuverkaufen. Sie ist das beste Beispiel dafür, wie sie schildert: «Wenn ich ganz ehrlich bin, hätte ich meinen Job bei Mysports nie bekommen, wenn ich mich nicht etwas überverkauft hätte. Zum Zeitpunkt, als ich den Job angenommen habe, wusste ich nicht, ob ich den kann.»
Sie schätzt, sich nur bei rund 70 Prozent der Anforderungen sicher gewesen zu sein, diese zu erfüllen. Die Moderatorin erzählt vom Moment, als sie den Job angenommen hat. «Als ich rausgelaufen bin, bin ich zusammengebrochen, weil ich dachte, ich muss jetzt einfach abliefern.» Sie habe danach aber fleissig Neues dazugelernt und die Entscheidung nicht bereut.
«Wir Frauen sind perfektionistisch veranlagt»
Auch gibt sie sich aber selbstkritisch: «Wir Frauen sind so perfektionistisch veranlagt, dass wir immer warten, bis wir 105 Prozent von etwas erfüllen, und erst dann trauen wir uns, uns ins Rennen zu bringen.» Deshalb müssen Frauen lernen, über ihren Schatten zu springen, um ihre Ziele zu erreichen.
Buchli stellt zudem eine Theorie auf: «Eine Feministin kann nur eine Feministin sein, wenn sie einen Mann hat, der auch Feminist ist.» Denn dieser müsse eine ähnliche Einstellung haben. «Bei der Erziehung unserer Tochter müssen wir die Themen zusammen auf einen Nenner bringen.» Sie fände es wichtig, die volle Unterstützung ihres Mannes zu haben. «Unsere Form von Familienleben funktioniert nur, weil man Mann bereit ist, gleichberechtigt einen Haushalt zu führen. Beide helfen mit und sind verantwortlich.» (bnr)