Hmm. Ich könnte ja jetzt an dieser Stelle über den «Polizeiruf» (20.15 Uhr, Das Erste) schreiben. Ich mag ja diese forsche Kommissarin Olga Lenski gern, und ich mag auch die Landschaft im Osten und das Polnische, das da immer wieder vorkommt. Nur ist die Thematik – arme alte deutsche Adlige wurden von den bösen Eroberern nach dem 2. Weltkrieg enteignet und wollen endlich ihre Güter zurück – für uns Schweizer arg weit entfernt, auch wenn die Folge durchaus sehenswert ist.
Noch viel sehenswerter ist aber der Schweizer Spielfilm «Akte Grüninger», der sich ebenfalls um die Weltkriegsthematik dreht, aber aus Schweizer Sicht und nach einer wahren Geschichte: Der St. Galler Polizeihauptmann Paul Grüninger rettete in den Jahren 1938 und 1939 mehrere Hundert jüdische und andere Flüchtlinge vor der Ermordung durch die Nazis – indem er ihre Einreisepapiere falsch datierte und so den Aufenthalt in der Schweiz ermöglichte. Nach zwei Jahren flog er auf, verlor seine Stellung und seine Pension und lebte fortan bis an sein Lebensende in bitterer Armut. Dennoch sagte er zeitlebens, er hätte wieder so gehandelt.
Der Film ist eigentlich Pflicht für jeden Schweizer. Insbesondere in Zeiten, in denen es wieder salonfähig wird, öffentlich zu sagen, man könne Menschen im Mittelmeer getrost jämmerlich ertrinken lassen und die Menschen, die versuchten, sie zu retten, gehörten bestraft, ist eine gehörige Portion Grüninger vonnöten. Das weiss auch seine Familie: Mittels der Grüninger-Stiftung verleiht sie regelmässig Preise für Menschlichkeit. Den letzten an ein Seerettungsschiff im Mittelmeer.
Akte Grüninger 20.05 Uhr, SRF 1
Wertung: Vier von fünf.