Jeanne Fürst über «Gesundheit heute»
«Tabuthemen? Gibt es bei mir nicht!»

Zuerst bei Tele Basel, dann bei SRF: Am TV redet Jeanne Fürst seit 25 Jahren über die Gesundheit. Tabuthemen? Gibts nicht!
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Jeanne Fürst (64, l.) mit ihrem Gast, der Basler Soulsängerin Nubya (51).
Foto: Geri Born
Gabrielle Jagel
Tele

Jeanne Fürst (64) ist nicht nur das Gesicht, sondern auch Kopf und Seele des wöchentlichen SRF-Magazins «Gesundheit heute». Seit 12 Jahren steht sie an dessen Spitze. In einem Café in der Basler Innenstadt erzählt die TV-Ärztin, wie sie als Mädchen auf dem Estrich ihre medizinische Begeisterung entdeckte.

TELE: Frau Fürst, was treibt Sie an?
Jeanne Fürst: Vielleicht bin ich eine Romantikerin, aber es ist mein Herz, das mich antreibt. Fernsehen an sich ist schon ein sehr spannendes Medium. Es braucht dafür Teamwork, Kreativität und eine passende Bildsprache. Dennoch motiviert mich ein romantischer Gedanke: Wenn ich es schaffe, die Schweizer Bevölkerung eine Portion vitaler und gesundheitsbewusster zu machen, den Menschen also in gut verständlicher Sprache zu erklären, was Sache ist und was sie selbst machen können, dann macht mich das glücklich. Das ist mein Ansporn. Konstruktiv und lösungsorientiert wollen wir sein!

Eben gerade hat Sie ein Herr begrüsst. Passiert Ihnen das öfter?
Ja, schon. Ist das nicht herzig? Ich bin einmal pro Woche bei den Zuschauern in ihrem Wohnzimmer, gehöre schon fast zur Familie (lächelt). Ich glaube, sie spüren, dass ich offen bin und das mit viel Begeisterung mache. Vor allem in der heutigen Welt, wo Egoismus praktiziert wird, finde ich es noch viel wichtiger, dass man auch in einer Medizinsendung herzlich ist.

Die diesjährige Weihnachtsausgabe am 20. Dezember will Mut machen und zeigen, wie man mit schweren Schicksalsschlägen umgehen bzw. daraus lernen kann.
Genau, wir wollen Menschen, die in einer traurigen, schwierigen Situation stecken, Zuversicht und Kraft geben. Es soll den Zuschauern einen Schub geben, damit sie mit schwierigen Situationen besser umgehen können. Ich glaube fest daran, dass das Kraft gibt. Und wir haben auch wieder tolle Gäste im Studio und einen Star: die Basler Soulsängerin Nubya. Sie alle zeigen, wie sie mit ihrem Schicksal umgehen, lassen uns spüren, wie lebenswert ihr Leben ist, und machen damit anderen viel Mut.

Mit unglaublich viel Feingefühl und Empathie sprechen Sie mit Menschen über ihre Krankheiten bzw. Leiden, zeigen mögliche Behandlungen auf.
Ich verstehe mich als Brückenbauerin. Wenn ich in ein Tram einsteige, treffe ich auf viele verschiedene Menschen jeglichen Alters aus allen Berufsgattungen. Einige von ihnen haben keine Ahnung von Medizin, dann gibt es aber solche, die viele Kenntnisse haben. Also sind alle auf einem anderen Wissenslevel. Darum ist es mir wichtig, die Materie so rüberzubringen, dass diejenigen, die keine Ahnung von Medizin haben, es verstehen – und dass jene, die viel Ahnung haben, noch ein Portiönli dazulernen. Aber es ist immer eine Gratwanderung: Bis wohin kann ich gehen, damit es eine Tiefe bekommt, ohne dass ich das Publikum überfordere?

Ein Artikel aus «Tele»

Das ist ein Beitrag aus «Tele». Das Fernsehmagazin der Schweiz taucht für dich nach den TV- und Streamingperlen.

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Und woher nehmen Sie jede Woche die Energie?
Es ist die Leidenschaft, die mir Energie gibt. Schon als kleines Mädchen hat mich Medizin interessiert. Das hat vielleicht auch etwas mit meinem Papa zu tun, der als Bub Kinderlähmung hatte. Durch ihn habe ich gelernt, im Jetzt zu leben und zu schätzen, was man im Moment hat.
Ich war als Kind oft auf unserem Estrich. Dort waren viele Sachen gelagert, und ich fand das furchtbar spannend. Unter anderem entdeckte ich zwei dicke Schunken – Medizin- bzw. Anatomiebücher. Am Anfang bin ich über die gezeichneten Beispiele erschrocken, wurde dann aber immer neugieriger. Ich bin überzeugt: Das war die Initialzündung für meine medizinische Begeisterung. Medizin ist für mich Leidenschaft. Sie interessiert mich ungebrochen, und ich freue mich immer, wenn ich etwas Neues dazulernen darf – und da gibt es noch einiges.

Sie scheuen sich vor keinem Thema: Krebs, Höhenangst, Patientenverfügung, Sucht, Fusspilz oder ästhetische Eingriffe. Gibt es ein Tabuthema für Sie?
In einer Gesundheitssendung sollte man über alles sprechen können. Daher finde ich es wichtig, dass es keine Tabuthemen gibt. Gäbe es welche, dann würde ich sie enttabuisieren. Ich kann verstehen, wenn man nicht über alles reden will, aber still vor sich hin zu leiden, bringt ja auch nichts. Wir möchten aufzeigen, dass Menschen mit ihrem Problem nicht allein sind, dass sie darüber sprechen und Lösungen finden.
Was mir hingegen zu denken gibt, sind diese Walk-in-Kliniken, von denen es immer mehr gibt. Augen lasern oder ein Beauty-Eingriff schnell mal über Mittag – ist das wirklich gut?

Dieses Jahr feiern Sie Ihr 25-Jähriges als TV-Ärztin. Darauf darf man stolz sein, oder?
Ein bisschen schon, ja. Als ich angefangen habe – 2000 bei Tele Basel, danach «Gesundheit Sprechstunde» bei SRF (Anm. der Red.) – dachte ich: «Du bist viel zu alt fürs Fernsehen.» Ich war damals 39 und fand, man müsse für so eine Sendung besser Ende zwanzig sein (lacht). Aber es ist alles gut gekommen. Dennoch erstaunt es mich immer wieder, dass ich das nun schon ein Vierteljahrhundert machen darf. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nicht spiele, sondern die Leute ernst nehme, ehrlich bin und meinem Gegenüber auf Augenhöhe begegne.

Weihnachten steht vor der Tür, das neue Jahr auch. Wie halten Sie es mit guten Vorsätzen?
Ach was! (Lächelt.) Davon halte ich gar nichts. Ich überlege mir eher, wohin ich will – geschäftlich. Ich möchte mir mehr Unterstützung holen, jemanden in der Redaktionsleitung, der mich entlastet. Einen CEO, Frau oder Mann, der das Schiffli «Gesundheit heute» in eine neue Ära steuert. Die Sendung hat eine hohe Glaubwürdigkeit, aber noch viel Potenzial. Privat wünsche ich mir mehr Zeit mit meinem Mann oder den einen oder anderen Kurs zu machen.

Heisst das, Sie wollen sich vom Bildschirm zurückziehen?
Nein, nur reduzieren. Wenn ich bis siebzig so weitermachen könnte, wäre das ein super Geschenk. Ganz aufhören kann ich mir nicht vorstellen. «Gesundheit heute» ist mein Baby – aber ich kann es auch mal in die Kita abgeben. Vor allem, wenn ich weiss, dass es für meine Mitarbeitenden in die richtige Richtung läuft.

Welche Themen haben Sie für das neue Jahr geplant?
Im Januar behandeln wir das Thema Schnarchen. Mit zunehmendem Alter ist fast jede zweite Person davon betroffen! Wir zeigen, was wirkt und was nicht. Ich bin sicher: Das wird sehr viele Menschen interessieren.

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