Abrechnung im Internet
Ex-SRF-Chefredaktor findet SVP peinlich

Diego Yanez, Ex-Chefredaktor TV des SRF, setzt sich kritisch mit dem Verhalten der SVP nach der Wahlschlappe im Kanton Zürich auseinander – und wählt deutliche Worte.
Publiziert: 27.03.2019 um 09:24 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2019 um 10:20 Uhr
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Der einstige Chefredaktor TV beim Schweizer Fernsehen kritisiert das Verhalten der Partei nach der Wahlniederlage in Zürich.
Foto: Keystone

Er rechnet mit der SVP ab: In einer Kolumne lässt Ex-SRF-Chefredaktor Diego Yanez (60) kein gutes Haar an der Schweizerischen Volkspartei. Anlass für seine Zeilen ist die Wahlschlappe, die die Partei am vergangenen Wochenende im Kanton Zürich erlitten hat. Wie die SVP darauf reagiere, sei kein Ausrutscher. «Wer von der einst erfolgsverwöhnten Partei eine vernünftige Analyse erwartet hatte, muss sich vorkommen wie jemand, der an den Weihnachtsmann glaubt», ätzt der heutige Direktor der Journalistenschule MAZ auf dem Portal «persoenlich.com».

Die Parteispitze, allen voran SVP-Präsident Albert Rösti (51), habe den Hauptschuldigen für das Debakel rasch gefunden: SRF, schreibt Yanez. In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» werde Rösti deutlich: «… unser Staatsfernsehen hat aus dem Klimastreik eine nie da gewesene Propagandaschlacht gemacht.» In den letzten zwei Wochen habe es praktisch täglich Sendungen zum Thema gegeben. «Ja, warum wohl? Um die SVP zu schwächen? Welch ein Unsinn!», poltert Yanez. «Die Sorge um die Klimaerwärmung ist real. Sie beschäftigt die Menschen, die sich um die Zukunft des Planeten sorgen. Es ist Aufgabe der Medien, in diesem Fall auch von SRF, darüber zu berichten.»

Fehlendes Gespür für den Puls der Leute?

Dass die SVP auf ihre ewig gleichen Themen setze und gleichzeitig die Augen vor den Herausforderungen der Klimaerwärmung verschliesse, sei der Fehler ihrer Parteistrategen, kreidet der Schreiber an. «Aber eigene Fehler einzugestehen, ist nicht die Stärke von Rösti und seinen Mitstreitern. Vielmehr wird das liebgewonnene Feindbild SRF wie eh und je gehegt und gepflegt.»

Auch Röstis Drohung, es brauche jetzt eine Initiative zur Halbierung der Rundfunkgebühren, kommentiert Yanez. Rösti habe gesagt, man müsse die SRG auf den Boden der Tatsachen zurückholen. «Welche Tatsachen? Wer definiert diese Tatsachen, etwa die SVP? Die einstige Gewinnerpartei scheint den Kontakt zum ‹Boden der Tatsachen› definitiv verloren zu haben», ätzt er. Er kommt zum Schluss, die Reaktionen der SVP-Spitze «auf die Ohrfeige im Kanton Zürich» zeuge vom Unvermögen, den Puls der Bevölkerung zu spüren. «Ausgerechnet», so Yanez. «War es doch der Instinkt für die Sorgen der Menschen, der die Partei grossgemacht hat. Was sie jetzt bietet, ist peinlich.» (wyt)

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