«Wir versuchen, live in den Zug zu schalten, wenn er durch den Gotthard fährt», kündigt Wille an. «Für die Crew ist das technisch sehr anspruchsvoll. «Über eine Distanz von 57 Kilometern live tief in den Berg zu schalten, ist Neuland für alle.»
Der Gotthard ist für die Historikerin Wille «ein Teil der Schweizer Identität». Sie sagt: «Alles verdichtet sich hier. Rütlischwur, Teufelsbrücke, Bundesstaat, Réduit national.»
Bei Susanne Wille weckt das Massiv ausserdem Kindheitserinnerungen. «Einmal habe ich die Klasse meines Vaters in ein Schullager begleitet», erzählt sie. «Wir sind mit unseren Velos von Airolo bis Bellinzona gefahren. Der Wind im Gesicht, die Berge, unvergesslich!»
Wird die SRF-Berichterstattung über dieses «Jahrhundertereignis» eine Lobhudelei? «Es ist legitim, auch kritische Fragen zu stellen, ohne die politische und technische Leistung herabzusetzen», sagt Wille. «Zum Beispiel: Funktioniert die grosse Verlagerungsidee? Rechnet sich das Multimilliardenprojekt? Stirbt die Bergstrecke einen langsamen Tod? Und wie steht es mit den Verzögerungen der Zubringerstrecken in Deutschland und Italien?»
Susanne Wille will Antworten liefern. Rund sechs Stunden lang wird sie ohne Unterbruch live senden. «Alle müssen durchhalten, nicht nur ich», betont sie. «Aber ich mache mich auf alles gefasst – live ist live.»