Es ist Sonntag, und die Zugfahrt von Mailand nach Zürich zieht sich wie Kaugummi. Ohne vorher die Handlung nachzulesen, schaue ich mir auf dem Handybildschirm den Netflix-Film «Sunday’s Illness» an. Ein Volltreffer: Das spanische Drama hat mit seiner gemächlichen Erzählart ein angenehmes Tempo und besticht mit wundervollen Bildern.
Die Geschichte hält einen trotz der langsamen Erzählart auf Trab. Anabel (Asunción Sánchez) liess ihre Tochter Chiara (Bárbara Lennie) zurück, als sie acht Jahre alt war. Fast vierzig Jahre später findet diese ihre Mutter wieder – und bittet sie, zehn Tage mit ihr an einem abgelegenen Ort zu verbringen. Was Chiara damit genau bezwecken will, wird aber erst am Schluss klar – und Anabel muss eine schwierige Entscheidung treffen.
Der Film von Regisseur Ramón Salazar ist seltsam, leise und schön gemacht. Er gefällt mir vor allem wegen der gut geschriebenen Figuren und den beiden Schauspielerinnen: Bárbara Lennie und Asunción Sánchez tragen den Film und spielen Mutter und Tochter fantastisch. «Sunday’s Illness» bleibt mir auch noch, nachdem ich schon längst aus dem Zug gestiegen bin.