Sie geht nie in eine Disco, träumt nicht vom Strandferien. Doch Schwester Lea, mit 30 Jahren eine der jüngsten Nonnen der Schweiz, zeigt uns, wie man auch ohne jene Dinge glücklich sein kann, die uns im Moment so zu fehlen scheinen. «Ich bin mir die Stille durch meinen Lebensstil gewohnt. Mein Glaube an Gott spielt dabei eine wichtige Rolle», sagt sie.
Lea Heinzer, wie sie bürgerlich heisst, ist die jüngste Kapuzinerin im Kloster St. Klara in Stans NW. Nach einer Lehre zur Kleinkinderzieherin wählte sie mit 24 Jahren diesen Weg. «Gewisse Sachen, die für andere Jugendliche wichtig waren, schienen mir nie so bedeutend», erklärt sie. «Die Haare zum Beispiel habe ich mir schneiden lassen, wenn sie zu lang waren. Und grosse Reisen zu machen hat mich nie so gereizt.»
Aufeinander gut aufpassen
Lea wurde Novizin, zwei Jahre später legte sie das Gelübde zur Ordensschwester ab. Im Kloster lebt sie mit zehn anderen Schwestern. «Bis auf eine sind alle über 65 und gehören daher zur Risikogruppe», erklärt sie. «Wir müssen also sehr aufeinander aufpassen.» Das Weihwasser ist verschwunden – aus hygienischen Gründen. Den Mangel an Abwechslung bedeutet für sie Reichtum. «Ich habe gelernt, auf mich zu hören und zu erahnen, wo ich hingehöre.»
Mit Isolation hat dieses Leben wenig zu tun. Schwester Lea hat im Kloster verschiedene Aufgaben. So kümmert sie sich zum Beispiel um die Sakristei, den Ort, in dem die Gottesdienste vorbereitet werden. «Mir ist nie langweilig. Fünf Mal pro Tag treffen wir uns in der Kapelle zum Gebet. Wir essen auch alle zusammen.»
Schwester Lea komponiert Lieder
Solidarität wird grossgeschrieben im Kloster. Schwester Lea komponiert Lieder, in denen sie erzählt, wie sie Gott erlebt. Den Titel «Wänns Ziit isch zum gah» schrieb sie, als ihr Onkel an einem Hirntumor erkrankte, an dem er später starb – und erlebt gerade aktuelle Bedeutung. Es erschien auf ihrer CD «Z’Buech vom Läbä» (2018).
Schwester Lea gibt auch Religionsunterricht für die Erstklässler. «Da die Schule jetzt geschlossen ist, habe ich keine Termine mehr ausserhalb des Klosters, was mir Zeit gibt, noch mehr Kontakt zu mir selber zu suchen», erzählt sie. Ihr sei bewusst, dass das nicht immer einfach sei in dieser schwierigen Zeit. «Die Menschen neigen dazu, zu flüchten. Aber vielleicht nutzen sie die Ruhe als Chance.» Das Leben im Kloster gibt ihr viel. «Ich lernte, die Hektik hinter mir zu lassen und zur Ruhe zu finden.»
Ein Leben in Abgeschiedenheit und Stille. Es muss nicht quälend sein. Einsamkeit kann auch stark machen. Schwester Lea macht es vor.