Seit einem Jahr treten Sängerin Angelika Märki (25) und Musiker Roland Heim (43) aus Winterthur ZH nicht nur auf der Bühne als Duo auf, sondern auch privat. «Die Leute kommen hintenrum», erzählt Roland, «und flüstern: ‹Ist das deine Tochter? Oder wer ist das jetzt? Sorry, wenn ich frage.› Ich sage jeweils: Das ist mein Schatz. Und sie: ‹Ach gut, ich wollte es nur wissen.› Manchmal kommen sie, wenn Angelika da ist, das ist ihr dann natürlich etwas peinlich.»
Angelika greift deshalb ab und zu in die Trickkiste: «Wenn ich Trainerhosen trage und er einen Anzug, sieht es schon komisch aus. Deshalb kleide ich mich manchmal etwas älter und er sich etwas jünger. Dann geht es einigermassen.» Beide beobachten: «Auf dem Land gucken die Leute mehr. In der Stadt fallen wir nicht auf.»
Kennengelernt haben sie sich, als Roland Heim auf dem Hof von Angelikas Eltern ein Konzert gab. Angelika war 11. «Ich fand ihn cool, ich mochte seine Art.» Im Schlepptau ihrer Eltern, beide Fans von Roland, besuchte sie seine Konzerte. «Ihn fand ich lässig, aber seine Musik mochte ich nicht.»
Als Angelika älter ist, beginnt ein loser SMS- und E-Mail-Kontakt. «Irgendwie ging sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Und ich ihr auch nicht», sagt Roland. «Wir kamen uns näher und merkten: Da ist mehr.»
Angelika machte sich Sorgen: «Erst dachte ich, das geht doch nicht, 18 Jahre Unterschied. Wenn ich 40 bin, ist er fast 60. Wenn ich 60 bin, ist er bald 80, könnte sterben und ich bin alleine. Das beschäftigt mich auch heute noch manchmal. Aber man weiss ja nie, wie lange man lebt. Ich nehme es jetzt einfach wie’s kommt, Jahr für Jahr. Und denke nicht, was in 50 Jahren ist.»
Nicht nur der Altersunterschied steht ihrer Liebe im Weg. Roland ist zu diesem Zeitpunkt verheiratet, hat zwei Kinder. Für Angelika ein Dilemma: «Innerlich wollte ich ihn immer, dem Verstand nach nicht. Weil es eine Familie kaputtmacht.»
Anfang 2011 verlangt Rolands Ehefrau schliesslich eine definitive Entscheidung. «Ich hatte Gefühle für beide», sagt Roland. «Meine Vernunft sagte: Ich muss bei meiner Frau bleiben. Mein Herz sagte Nein.»
Nach einem Besuch bei einer Kartenlegerin entscheidet er sich für die 18 Jahre jüngere Angelika. «Sie ist mein Herzkäfer!»
«Ich konnte es gar nicht richtig glauben, als Roland vor der Tür stand», erzählt die gelernte Fotofachfrau. «Das war komisch. Wir trafen uns so viele Jahre unverbindlich und plötzlich ging alles ganz schnell. Innert weniger Tage ist er bei mir eingezogen. Eigentlich wollte ich nicht gleich mit ihm zusammenwohnen. Ich wusste ja nicht, ob das überhaupt klappt – ich mit so einem alten Opa.»
Für seine grosse Liebe hat Roland viel aufgegeben. «Die Kartenlegerin sagte mir, wir zwei seien seelenverwandt. Wir hätten bereits früher zusammengelebt und unsere Liebe werde ewig halten.» Er schätzt seine «Kleine», wie er Angelika häufig nennt. «Ich bin natürlich stolz, wenn sie zu mir hält und mich will», sagt er.
«Wenn sie lacht, ist das unglaublich. Wenn sie mich umarmt, vergesse ich alle Probleme um mich herum. Sie macht Musik, mit ihr kann ich tschutten, Tennis oder Badminton spielen. Inlineskaten war ich vorher nie, das sind für mich neue Sachen, da bin ich happy.»
Angelika bringt Roland nicht nur Inlineskaten bei. Seit er mit ihr zusammen ist, hat er auch sein iPhone, das zwei Jahre lang unbenutzt in der Schachtel lag, in Betrieb genommen: «Jetzt mache ich Fotos, singe Sprachnachrichten drauf. Als Angelika Facebook erwähnte, dachte ich: Hör auf! Doch ich bekam Spass daran, inzwischen habe ich über 2000 Freunde.» Den grossen Altersunterschied bemerken die beiden im Alltag kaum. «Ausser beim Musikstil», sagt Angelika. Und Roland präzisiert: «Sie hört Rihanna auf Youtube, ich Semino Rossi.»