Der Empfang im Roten Salon ist herzlich und warm. Sandra Gräfin Bernadotte (36) trägt eine weisse Seidenbluse, schwarze Hosen und High Heels. Ihr Gatte Björn Graf Bernadotte (37) erscheint in blauen Jeans, weissem Hemd und Gilet. «Gerne ein Wasser?», fragt sie nach der Begrüssung und füllt die Gläser. Sie, die zierliche, knapp 1,60 Meter grosse, ehemals bürgerliche Sozialpädagogin Sandra Angerer aus Goldach SG beherrscht ihre Rolle als adelige Gastgeberin perfekt.
«Mein Leben ist ein wahr gewordenes Märchen. Ich habe die Liebe meines Lebens geheiratet, lebe in einem wunderschönen Schloss und finde durch meinen Namen viele offene Türen für mein soziales Projekt», sagt sie. Die Liebe ihres Lebens ist Björn Graf Bernadotte, Urenkel von Schwedens Königin Victoria (†1930), der ursprünglichen Besitzerin der Insel Mainau am Bodensee. Jenes Blumenparadies, welches das Grafenpaar Björn und Sandra Bernadotte seit sieben Jahren offiziell repräsentiert. «Sandra meistert ihre Aufgaben zwischen Aufrechterhaltung von Tradition, sozialem Engagement und als meine Ehefrau und beste Freundin perfekt», schwärmt der 1,93 Meter grosse Graf und nimmt sie zärtlich in den Arm.
Das Paar hat keine Hemmung, seine Liebe öffentlich zu zeigen. «Ich muss ihn nur anschauen und weiss, was er denkt. Obwohl wir sehr unterschiedlich ticken, leben wir in schöner Harmonie», schwärmt die gebürtige Österreicherin. Als sich die beiden vor zwölf Jahren während ihres Studiums in Rorschach SG kennenlernten, wusste sie nicht, dass er adelig ist. «Ich hörte, es komme ein Kommilitone von der Insel Mainau. Bei seinen langen Haaren dachte ich, er sei ein Gärtner», sagt sie lachend.
Der Graf gibt auf der Insel Manager-Seminare in Teambildung, Gesundheit und Kommunikation und plant Events – am 5. Juli beispielsweise sind zu einem Anlass Nobelpreisträger angekündigt.
Seine Gattin hat vor drei Jahren das Café Vergissmeinnicht ins Leben gerufen. «Wir bieten Jugendlichen, die aus einem sozial problematischen Umfeld kommen ein Jahr Zeit, für die Zukunft fit zu werden», sagt sie. Dazu gehört die Pflege des eigenen Gartens, der Kontakt zu Gästen, aber auch Mathemathik-Unterricht und das Unterhalten der Fuss-Lounge, ein Projekt der Gräfin. «Ein Fussbad hat viel mit Reinigung, Natürlichkeit und Bodenhaftung zu tun», sagt sie und bestellt zum Bad frische Minzenblätter.
Hier, in ihrem Café, ist die Gräfin einfach die Sandra, trägt Jeans, Schürze und bedient genauso wie ihre jugendlichen Schützlinge die Gäste. Der Spagat zwischen sozialer Arbeit und royalen Anlässen sei das Spannendeste in ihrem Leben, sagt sie. «Kronprinzessin Victoria von Schweden ist eine liebe Freundin geworden. Wir sprechen über unsere Charity-Projekte, aber auch über Kleider und Stil. Letztes Mal machte sie mir ein Kompliment zu meiner Frisur», sagt die Gräfin lächelnd. Unvergessen bleibt ihr auch die Audienz bei Papst Benedikt XVI. (86). «Seine Warmherzigkeit hat mich sehr berührt», sagt sie.
Nach Sonnenuntergang, wenn die durchschnittlich 3000 Gäste von der Insel Mainau gegangen sind, beginnt das Privatleben des Grafenpaars. «Dann kochen wir am liebsten zusammen, oft einfach Spaghetti. Wir hören Musik oder gehen mit unserem Hund Thalia auf der Insel spazieren», sagt sie. Zu ihrem perfekten Glück fehlt nur noch ein Baby. Platz im 100-Zimmer-Barockschloss wäre genug. Das Paar schaut sich zärtlich in die Augen und meint: «Das wäre die Krönung unserer Liebe.»