Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Willy Bogner. Wie feiern Sie?
Willy Bogner: Im kleinen Rahmen mit den engsten Freunden. Was es zu essen gibt, weiss ich nicht, das überlasse ich meiner Frau Sônia. Ich mag von Sushi bis Fondue alles.
Weshalb feiern Sie in der Schweiz?
Wir sind schon hier seit 1964, da haben meine Eltern dieses Haus gebaut. St. Moritz ist unsere Winterheimat. Wenn man schon so lange da ist und über 30 Filme hier gedreht hat, gibt das schon ein Heimatgefühl. Mit den wunderschönen Bergen, im einmaligen Licht des Engadins, das ist schon herrlich.
Mögen Sie Geburtstage?
Das ist ja immer so eine zwiespältige Angelegenheit. Dafür können wir ja nichts, man müsste die Eltern feiern. Sie haben uns das Wichtigste geschenkt, das Leben selbst. Man kann nur dankbar sein, dass man es so lange überstanden hat.
Was schenken Ihnen die Menschen, die Sie gut kennen?
Ihre Anwesenheit, gute Gedanken und wenn es ein Symbol gibt für etwas, was wichtig ist – gerne. Es geht uns ja allen so gut. Die Idee, was man jemandem sagen will, ist entscheidend.
Sie feiern dieses Jahr auch 50 Jahre Bogner Film, Sie haben in vier Bond-Filmen mitgewirkt. Würde Sie das wieder reizen?
Und wie! Ich habe Bond meine sportliche Kreativität gegeben und das Menschenmögliche ausgereizt. Heute kämen technische Neuentwicklungen dazu.
Haben Sie noch Kontakt zu den Produzenten?
Ja. Wir bringen einen Kinostreifen über 50 Jahre Bogner Film heraus, da sind die Bond-Filme natürlich auch dabei.
Sie fahren immer noch mit den Ski den Eiskanal runter, haben vor zehn Jahren mit Paragliding begonnen. Haben Sie nie Angst?
Jeder hat Angst, alles andere wäre unvernünftig. Im Leistungssport lernt man, damit umzugehen. Man lernt, dass das Leben besonders wertvoll ist, wenn man an seine Risikogrenze geht.
1964 kamen bei Dreharbeiten zu Ihrem Skifilm zwei Menschen in einer Lawine ums Leben. Wie präsent ist Ihnen dieses Ereignis noch?
Es hat mein Leben für immer verändert, doch ich muss damit fertigwerden. Man hat nicht immer alles im Griff, die Natur ist immer stärker. Manchmal lernt man durch Krisen, ein bisschen aufmerksamer zu sein. Im Nachhinein war es für meine Entwicklung eine der wichtigsten Erfahrungen, es hat mich dankbar für das Leben gemacht.
Sie blicken auf 70 Jahre zurück. Ihr Fazit?
Ich staune, was ich alles erleben durfte. Ich fühle mich wahnsinnig privilegiert und dankbar. Ich denke, je älter man wird, desto mehr wird die Dankbarkeit zum Gegenpol des körperlichen Älterwerdens. Und für die weiteren 70 Jahre habe ich ein schönes Bild vor Augen: die Summe des Lächelns in der Welt vermehren.
Sie sind seit 40 Jahren verheiratet. Was ist das Geheimnis Ihrer Ehe?
Ich habe eine tolle Frau, das ist das Wichtigste. Und dass man zusammenwächst. Die Ehe ist ein Riesenabenteuer. Wir haben das grosse Glück, dass wir uns gemeinsam entwickeln konnten. Auch beruflich. Sie hat den Stil und ich die Sportlichkeit. Das ist genau das, was auch unsere Marke ausmacht. Zudem ist Sônia als Brasilianerin sehr emotional, ich eher zurückhaltend. Das passt.
Wollen Sie noch Schweizer werden?
Eigentlich bin ich längst Schweizer und Engadiner. Diese künstlichen Grenzen haben für mich keine Bedeutung. Den Pass werde ich aber nicht beantragen. Ich zahle meine Steuern in Deutschland, das finde ich richtig.