«Mein Mami bedeutet mir alles», sagt Sarah-Jane. «Unser Verhältnis ist sehr eng, wir können über alles reden, sind rund um die Uhr füreinander da.»
Käthy erinnert sich gut daran, wie sie Sarah-Jane als Baby am Flughafen Zürch-Kloten abgeholt hat. «Es war 7.10 Uhr morgens, als die mitgereiste Betreuerin sie mir in den Arm drückte. Sarah-Jane schaute mich allerliebst an. Es war ein gewaltiges Gefühl!» Jegliche Bedenken seien rasch verflogen. Sarah habe kein einziges Mal geschrien. Käthy: «Auch gefremdelt hat sie nie.»
In der Schule wurde alles anders. Sarah-Jane litt unter ihrer dunklen Hautfarbe. Eine Mitschülerin sei neidisch gewesen, dass sie es als indisches Adoptivkind so gut habe mit ihrer Mutter. «Sie begann die anderen in der Klasse anzustacheln und mich zu hänseln.
Einer nannte mich wegen meiner Hautfarbe sogar Gaggi, das tat wahnsinnig weh.» Sie habe plötzlich ihr fröhliches Lachen verloren, die Schulnoten sackten rapide ab. Da schritt die Mutter ein. Sie ging zur Schule und klopfte auf den Tisch. Käthy: «Danach hörten die Sticheleien aber sofort auf.»
Sie sei ihrer Mutter unendlich dankbar, dass sie so resolut eingegriffen habe, sagt Sarah-Jane. Sie sei gestärkt aus dieser schweren Zeit hervorgegangen, selbstbewusster und schlagfertiger.
Das kam ihr auch beim Start ihrer Karriere zugute: Sarah-Jane zählt heute zu den beliebtesten Schlagersängerinnen der Schweiz. Und macht ihre Mutter und Managerin mächtig stolz. «Es ist toll, was Sarah-Jane alles erreicht hat. Obwohl es für mich auch ein Leiden ist während der Konzerte. Ich sitze immer wie auf Nadeln.»
Dass sie fast rund um die Uhr zusammen seien, störe sie nicht, betont Sarah-Jane. «Streit gibts praktisch nie – und wenn, dann nur wegen Kleinigkeiten. Etwa, wenn ich mal wieder ein Chaos hinterlasse», sagt sie lachend. «Und falls wir doch mal Zoff haben, schreiben wir uns eine halbe Stunde später ein versöhnliches SMS. Das habe ich von Mami gelernt: Dass man nie ins Bett geht, wenn man noch ungelöste Differenzen hat.» Sie habe Werte wie Ehrlichkeit und Bodenständigkeit von ihrer Mutter mit auf den Weg bekommen. Die will Sarah-Jane später auch ihren eigenen Kindern vermitteln.
Ihre leibliche Mutter in Indien habe sie nie vermisst, sagt Sarah-Jane. «Ich habe von meinem Mami ja alles gekriegt, viel Liebe und Zuneigung. Ich wusste, ich gehöre hierher. Dass ich nicht gleich aussehe wie
meine Mutter, war für mich das Normalste der Welt.» Sie gehöre hierher wie der Weihrauch in die Kirche. «Mein Herz ist schweizerisch, ich habe einfach einen anderen Anstrich!», sagt sie.