Darum gehts
- Fredy Bickel und Regula Esposito pachten Gasthaus «Zum weissen Rössli»
- Das Paar sieht ihr Alter als Vorteil für ihre Beziehung
- Seit 2018 ein Paar, feiern sie im August zusammen 120 Jahre
Während andere Paare mit 60 eher ihr Rentnerleben planen, geben sie in einer für sie neuen Branche Vollgas. Seit Anfang Jahr sind Fussballmanager Fredy Bickel (60) und Künstlerin Regula Esposito (59) die neuen Pächter des Gasthauses «Zum weissen Rössli» in Mettmenstetten ZH. «Ihr seid völlige Spinner» oder «Läck, seid ihr mutig» waren die meistgehörten Sätze aus ihrem Umfeld, als sie von ihrem Vorhaben erzählten. «Für uns fühlte es sich nicht so an. Fredy und ich kommen beide aus Stressjobs und stehen noch voll im Geschehen», sagt Esposito. «Ich fand unseren Plan zu dieser neuen Herausforderung von Anfang an grossartig!»
Das Gasthaus ist für beide ein wahrgewordener Traum, auch wenn das Paar Unterschiedliches geträumt hat. «Mein ursprünglicher Traum für meinen späteren Lebensabschnitt war es, ein eigenes Theater zu haben», erklärt Esposito, die seit über 30 Jahren mit ihrer Bühnenfigur Helga Schneider unterwegs ist. Ihr Partner Fredy Bickel anderseits, der wie schon seine Eltern in Mettmenstetten aufgewachsen ist, wusste bereits schon früh: «Wenn ich mal pensioniert bin, führe ich die Rössli-Bar.» Hier hatte er in seinen jungen Jahren viele Abende und Nächte mit Jukebox-Musik, «Nagle» und «Tschigge» verbracht. Genauso wie das heute wieder möglich ist unter diesen neuen Pächtern des «Rössli». «Ich habe mir meine alte Zeit beibehalten, denn sie hat mich sehr stark geprägt», sagt Bickel.
Seit 2018 ein Paar
Dass er nie aus dem Dorf weggehen werde, hat er Regula früh gesagt. «Bevor überhaupt etwas zwischen uns gewesen ist», erinnert er sich. Seit 2018 sind Bickel und Esposito ein Paar. Vor einiger Zeit hat die Komikerin und Stadtzürcherin erst ihr Atelier, dann auch ihren Wohnsitz in Fredys Heimat verlegt. «Mittlerweile nehme ich nach einem Tag in Züri einen Zug früher heim, um noch die Vögeli im Dorf pfeifen zu hören», sagt sie. «Ich rechne es dir hoch an, dass du in meine Heimat gekommen bist», sagt er respektvoll.
Toller Vorteil
Die beiden haben sich erst in ihren Fünfzigern gefunden – und genau das erachten sie als Vorteil. «Keiner von uns hat je versucht, am anderen ‹umezschrübele› oder ihn zu verändern», sagt Bickel. Esposito nickt zustimmend: «Mit 60 weiss ich, dass es nichts mehr bringt, mich über seine Marotten aufzuregen, denn er wird sich nicht mehr ändern. Sowieso liebe ich Fredy so, wie er ist, und ich will, dass er so bleibt.»
Als sie sich verliebten, hatte er drei mehrjährige Beziehungen hinter sich. Seine erste grosse Liebe kam nach der Trennung beim Tsunami ums Leben, von der Mutter seiner beiden Töchter ist er geschieden. «Die letzte Beziehung nahm mir mit der Trennung meinen Herzensmenschen seit Kindheitstagen. Die Erfahrungen waren sehr schmerzhaft und hinterliessen tiefe Spuren. So habe ich beschlossen, keine Beziehung mehr einzugehen, geschweige, nochmals zu heiraten», sagt er. Doch mit der Zeit entstand zwischen Regula und Fredy aus gelebter Freundschaft Liebe. «Deshalb konnte ich meine Überzeugung als völlig absurd über Bord werfen», sagt er. Zudem ist da noch Regulas Geschichte, die Fredy beschäftigt. Sie verlor ihren Ehemann jung, einige wenige Tage nach der Hochzeit. Und so ist es nicht ausgeschlossen, dass nach der gemeinsamen GmbH für ihren Gastronomiebetrieb irgendwann auch noch ihre Beziehung mit einer Ehe offiziell und amtlich werden könnte.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Glückspost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer montags in unserem Gratis-Newsletter! Zur Anmeldung
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Fondue zum Geburtstag
Genug zu feiern haben Fredy Bickel und Regula Esposito auch so. Im Mai wurde er 60 und feierte im «Rössli» mit seinem Lieblingsmenü Rindsfilet an Pfefferrahmsauce. Regula hat dann im November ihren Runden. «An meinem Geburtstag gibt’s bei mir seit Jahren immer das erste Fondue – und so auch dieses Jahr in unserem Schimmel-Keller, inklusive Karaoke.»
Gewusst, ob sie gut zusammenarbeiten können, haben Fredy Bickel und Regula Esposito nicht – aber geahnt. «Wir haben ein wunderbares Zusammenleben, wussten, dass wir uns gegenseitig guttun und dass jeder mit den Fehlern und Launen des anderen leben kann», sagt er. «Meine Meinung über uns hat sich jetzt einfach noch verstärkt, im Positiven und Negativen.» – «Ja, ohne dich hätte ich es mir hier schon zweimal verspielt und werde es auch sicher noch öfter. Ich bin die Temperamentvolle von uns beiden, Fredy ist der Ruhepol», ergänzt sie.
Klare Aufgabenteilung
Im «Rössli», das unter anderem über drei Gaststuben, Weinkeller, Saal mit Bühne und Bar verfügt, haben beide ihre eigenen Arbeitsbereiche. Er ist neben der Funktion als Gastgeber für Personalwesen, Administration und Buchhaltung zuständig, sie für den Kultur- und Eventbetrieb. An ihrer Seite haben sie mit Antar Pereiro und Dao Sattapong ein renommiertes Wirtepaar. «Ohne sie hätten wir es nicht gemacht. Es war personell Liebe auf den ersten Blick.» Jetzt, da sie gemeinsam leben und arbeiten, sei es von Vorteil, ein grosses Team zu sein. «So verteilt sich die Energie.» Zudem hat sie mit ihrer Bühnenkarriere noch ihre eigene Welt, während er als Verwaltungsrat beim FC Winterthur und als Vereinspräsident des FC Affoltern weiterhin dem Fussball verbunden bleibt.
Eigener Kaffee, eigene Schoggi-Nüssli, der eigene Schnaps «Mättmi Brise», Helgas Schaumwein – aktuell läuft das «Rössli» gut, wofür das Pächterpaar dankbar ist. Sie beide, genauso wie Gastronomieleiter Antar, der lange bei Jacky Donatz in der Küche stand, haben ihre Fangemeinde. Doch noch sind die Tage lang – «vor halb zwei kommen wir nie ins Bett» – und die Work-Life-Balance ist noch nicht gefunden. Oft amtet Fredy Bickel als «Ganggo», Regula Esposito als «Troubleshooter». «Es passiert einfach jeden Tag etwas Unerwartetes.» Für ihn ist klar: «Auch wenn es uns eine Riesenfreude macht, muss sich etwas ändern. Wir müssen lernen, unsere eigenen Inseln zu planen.»
Ferien Ende Juli
Ende Juli stehen für sie die ersten Betriebsferien an. Für zwei Wochen verabschiedet sich das Paar nach Sardinien. Kaum zurück, geht es wieder los – auch mit Feiern. Am 9. August, genau zwischen ihren Geburtstagen, zelebrieren sie ihre 120 Jahre mit Freunde und Familie. Natürlich im «Rössli» – und dann in «besoffener Gesellschaft».