Sie gehört zu den Letzten einer aussterbenden Zunft. Volksschauspielerin war sie, TV-Star, Ulknudel und Unterhalterin einer ganzen Nation. Am 22. Juni wurde Ursula Schaeppi 85 Jahre alt. Ein grosses Tamtam und Brimborium wird es aber nicht geben. Es ist ruhig geworden um die zierliche Legende mit der schrillen Stimme. Mit der «Glückspost» hat Ursula Schaeppi nun über ihr aktuelles Befinden, ihre Hoffnungen und Nöte gesprochen.
Gratulation! Sie werden 85 Jahre alt. Wie geht es Ihnen gesundheitlich?
Ursula Schaeppi: Da gibt es nur eine Antwort. Joachim Fuchsberger sagte einst: «Altwerden ist nichts für Feiglinge!» Und ich bin hin und wieder ein ganz schöner Feigling. Aber über meine Krankheiten spreche ich nicht.
Wie schränken Sie das Alter und all die Gebrechen im Alltag ein?
Es gibt eigentlich nur eine traurige Einschränkung: Ich kann nicht mehr Auto fahren. Die Immobilität schränkt mich in meiner Freiheit ein. Früher fuhr ich mit meinem Hund Thilo fast täglich auf die Halbinsel Au am Zürichsee. Dort war ich immer so glücklich. Sei es wegen der langen Spaziergänge auf der Insel oder wegen der wunderbaren Aussicht auf den See, die Berge und die Natur.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Glückspost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer montags in unserem Gratis-Newsletter! Zur Anmeldung
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Auch wenn sie nicht gerne darüber spricht, hat Ursula Schaeppi gesundheitlich schon vieles durchgemacht. Vor Jahren erzählte sie, dass sie als 30-jährige Frau und auf dem Höhepunkt ihrer Karriere im Ausland an Depressionen litt und deswegen wochenlang in einer geschlossenen Abteilung war. Später wurde auch publik, dass Schaeppi an Altersleukämie leidet. «Aber daran stirbt man nicht», meinte sie, «man stirbt mit ihr.» Zudem ist Schaeppi auf einem Auge fast blind.
Was möchten Sie unbedingt noch erleben, was für Träume haben Sie?
Ich träume und wünsche mir ein friedvolles, schmerzfreies Leben bis ans Ende meiner Tage.
Sie leben allein mit Ihrem Hund Thilo. Fühlen Sie sich manchmal einsam?
Oh ja! Meine Einsamkeit ist manchmal unbeschreiblich. Aber dank meinem neuen «Lebensgefährten» Thilo gibt es auch viele lustige und glückliche Momente.
Träumt man mit 85 Jahren noch von der Liebe?
Von der Liebe träumen?! Nein, ich bin bis ins Tiefstinnere mit Gott verbunden und erfahre seine Liebe täglich.
Die Schauspielerin war einst 16 Jahre lang mit dem Theaterunternehmer Ruedi Haas liiert. Er war viel jünger als sie und fand dann Gefallen an einer jüngeren Frau. Seit da ist Schaeppi Single. Wenn sie merkt, dass ihr Herz schwer wird, hilft ihr Meditation und der Glaube. Der «liebe Gott» ist für sie keine Floskel, das Beten ist tief in ihr verwurzelt. Bei ihrem Nonno, dem italienischen Grossvater, gab es Märchenbücher und die Bibel, die kleine Ursula liebte beides – bis heute.
Was bereuen Sie in Ihrem Leben?
Ich bereue, dass ich mich vor ein paar Jahren entschlossen habe, meinen Beruf aufzugeben.
Was ist schön im Alter? Was ganz und gar nicht?
Schön ist, dass ich die Natur im Alter viel intensiver erleben kann. Und ganz fürchterlich ist, was mit unserer Welt gerade geschieht.
Reicht Ihre Rente zum Leben?
Ich hoffe es.
Welches war Ihr schönster Tag in Ihrer langen Karriere?
Das war die Verleihung des Ehren-«Prix Walo» für mein Lebenswerk im Jahre 2013.
Nach einer Schauspielausbildung und vielen Engagements in Deutschland und Südamerika trifft Schaeppi in Zürich Inigo Gallo, der für eine Kinderrolle eine Schauspielerin sucht. Ursula Schaeppi sagt zu, schliesslich ist sie schon häufig in die Rolle eines Mädchens – oder auch eines Jungen – geschlüpft. Später lernt sie Kurt Felix kennen, der sie zum Fernsehen holt. Ihre Rolle als «Goof» wird dank der TV-Sendung «Teleboy» weiterentwickelt. Als «Luusmeitli Ursula» stiehlt sie in den 80er-Jahren mit ihren Sprüchen Kurt Felix fast die Show. Sie wird zum «Goof der Nation». Eine Auszeichnung mit Schattenseiten. Denn Ursula Schaeppi hat weit mehr Talente als die einer frechen Göre. So richtig populär wird sie an der Seite von Walter Andreas Müller als Ehepaar Adam und Eva Chifler in der Unterhaltungsshow «Traumpaar». Für die Sketche mit dem keifenden Ehepaar wurden die beiden 1987 mit dem Prix Walo ausgezeichnet.
Wie sollen die Schweizerinnen und Schweizer Sie in Erinnerung behalten?
Vielleicht als «Goof der Nation» oder einfach als Mensch, der so dankbar war, dass er von Gott die Aufgabe bekam, den Menschen Liebe, Licht und Freude zu schenken.