«Mir gefällt alles an mir», sagt Tatjana Meier (25). Erst beim Nachfragen findet sie: «Meine Füsse stören mich.»
Anfang Woche ging ein Traum der Zürcherin, die mit Trisomie 21 auf die Welt kam, in Erfüllung: Unter tosendem Applaus beschloss sie vor rund 900 Zuschauern die Defilees der Messe Mode Suisse. Keck lächelt sie zudem von den Plakaten und Eintrittskarten der Jubiläumsausgabe des Zürcher Modetreffens.
Lampenfieber? Kennt die aufgestellte junge Frau nicht. «Ich bin sicher nicht nervös», sagt sie kurz vor ihrem grossen Auftritt zu BLICK. «Ich habe aber die anderen Models beruhigt, die waren ganz unruhig.»
In der Welt des schönen Scheins beweisen die Macher der grössten Schweizer Designshow Mut. Mit dem Engagement von Tatjana Meier – und einigen ihrer Freunde aus dem Werkheim Uster ZH – holen sie Menschen mit Behinderung in die Mitte der Gesellschaft. «Ja, wir wollen ein Zeichen setzen», sagt Mode-Suisse-Gründer Yannick Aellen (40). «Wir wollen nicht an der belanglosen Oberfläche schwimmen und kämpfen für Realitäten!»
Porträt für das Plakat der Modemesse
Ursprünglich hatte der Zürcher Stardesigner Julian Zigerli (30), dessen Schwester Martina (28) ebenfalls eine kognitive Beeinträchtigung hat, eine Modeshow mit Fotoshooting für die Bewohner des Werkheims Uster organisiert. Die Fotos gefielen so gut, dass sie zum Werbebild der Mode Suisse wurden.
Dass Tatjana Meier nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht, ist ihr selbst am wenigsten bewusst. Seit zehn Jahren verfolgt die lebensfrohe Blondine ihre Lieblings-TV-Show «Germany’s Next Topmodel», sie träumt davon, eines Tages über deren Laufsteg zu schreiten und Heidi Klum (43) zu treffen. «Denn ich bin ein Model, und das ist der Hammer!»