Steve Lee (44) steht im Garten des Hauses von Gotthard-Gitarrero Leo Leoni (wird heute 43) und schaut in die warme Tessiner Sonne. Seit bald 20 Jahren singt Lee für Gotthard, die erfolgreichste Schweizer Hardrockband der Gegenwart.
Im Hintergrund lachen die anderen Gotthard-Mitglieder beim Eingang zu Leonis Kellerstudio. Aber Steve macht ein ernstes Gesicht. «Es ist nicht immer einfach, ein Rockstar zu sein», sagt er.
Meint der Frontmann damit die Gerüchte, die Beziehung zu seiner Partnerin Brigitte Voss (47) sei kaputt? «Diese Gerüchte stimmen nicht», sagt Lee. «Aber es ist schon so: Es ist nicht immer leicht mit mir. Gerade in einer Beziehung. Brigitte findet es nicht immer toll, mit einem Rock’n’Roll-Gipsy zusammen zu sein.»
Auch nach sechs Jahren Beziehung nicht? Rock’n’Roll-Zigeuner Lee schüttelt den Kopf: «Wir haben es gut zusammen, geben uns die nötigen Freiräume. Klar, gibt es manchmal Spannungen und Streit, aber auch das tut gut. Es ist halt so: Wenn man die ganze Zeit mit einer Band unterwegs ist, all die Jahre – dann wird sie zur Hauptfamilie.»
Steve grinst – mit federnden Schritten geht er rüber zu seiner «Familie». Die blödelt gerade mit der Schwertsammlung von Leo Leoni rum – lautes Gelächter erfüllt den Garten.
Denn Grund für gute Laune gibt es genug bei Gotthard. Fünf Wochen tüftelten die Rocker jeden Tag an ihrem zehnten Album, das am 4. September weltweit erscheint.
Endlich ist das neue Album fertig. Produziert hat es Richard «Chris» Chycki. Der Aerosmith-, Mick-Jagger- und Pink-Produzent sitzt grinsend unter den Schweizer Musikern und sagt: «Diese Typen sind super. Aber sie mussten hart arbeiten.»
«Er ist ein Sklaventreiber!», bestätigt Steve Lee. «Aber es gibt gute Gründe, warum wir Richard geholt haben: Wir wollten auf unserer zehnten Platte frischer klingen, nicht wie alte Säcke aus den 80er-Jahren. Und dennoch den typischen Gotthard-Sound behalten. Und das haben wir geschafft!»
Leichte kalifornische Brise
In der Tat. Erste Kostproben der CD zeigen, was Steve Lee meint: Die Arrangements klingen amerikanischer und moderner – und etwas härter. Eine leichte kalifornische Brise weht durchs Gotthard-Massiv. Die Songs: Rock-Knaller und Balladen wie eh und je.
«Kennt niemand einen neuen Witz?», fragt Drummer Hena Habegger (41). Bassist Marc Lynn (wird morgen 45) antwortet: «Chris von Rohr.» Alle lachen. «Der ist aber uralt. Steinalt!» Steve Lee: «Jetzt lasst doch den alten Mann in Ruhe.»
Apropos alt: Wie ist das für Steve Lee als Rockstar nach fast 20 Jahren mit Gotthard? Was bedeutet das Rockstar-Dasein heute für ihn?
Lee: «Es gibt natürlich die Klischees: der Rebell, Töff-Look, Party nonstop. Für mich ist es die tägliche Freude am Leben, das Glück, von meinem Hobby leben zu können, jeden Tag positiv und wie den letzten Tag zu leben. Natürlich die Musik. Und klar: Gute Zeiten und Party gehören auch dazu.»
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