Bei Stargeigerin Ilva Eigus drehen sich die Köpfe
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Junge Zürcherin begeistert:Bei Stargeigerin Ilva Eigus drehen sich die Köpfe

Stargeigerin Ilva Eigus (17) über ihr Leben zwischen Stradivari, Tonhalle und dem Nachtzug nach Belgien
«Die Geige ist meine Stimme»

Im Juni steht das Zürcher Ausnahmetalent Ilva Eigus erneut auf der grossen Bühne. Im Gespräch mit Blick verrät die Stargeigerin, wie ihr Alltag zwischen Gala-Auftritten, nächtlichen Reisen zu renommierten Musikschulen und analogen Ruhephasen aussieht.
Publiziert: 31.05.2025 um 10:38 Uhr
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Ein Ausnahmetalent: Die 17-jährige Stargeigerin Ilva Eigus.
Foto: Quim Vilar

Darum gehts

  • Ilva Eigus, 17-jährige Stargeigerin, tritt in der Zürcher Tonhalle auf
  • Eigus übt täglich bis zu sechs Stunden und reist regelmässig nach Belgien
  • Ihre dreihundert Jahre alte Stradivari-Geige bezeichnet sie als ihre Stimme
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patricia BroderRedaktorin People

Auf einer kleinen Plattform am Zürichsee hebt eine junge Frau ihren Geigenbogen – Ilva Eigus (17). Sie spielt nur wenige Takte, aber sofort drehen sich die Köpfe, sofort bleiben die Leute stehen. «Ein Auftritt wie dieser ist magisch für mich, weil ich das sonst nie mache», sagt die junge Stargeigerin später. Für das Blick-Interview ist Ilva Eigus extra an den See gekommen und hat spontan ein paar Stücke gespielt. «Wie sich die Vögel und das Schiffshorn in die Musik mischen – einfach wunderbar. Ich sollte solche Mini-Auftritte öfter geben», sagt sie und lacht.

Vom See in die Tonhalle

Am 3. Juni spielt Ilva Eigus als Solistin im grossen Saal der Zürcher Tonhalle. Begleitet wird sie von der Bodensee Philharmonie Konstanz unter Gabriel Venzago (35). Auf dem Programm steht Max Bruchs Violinkonzert Nr. 1 – eine Premiere und ein Prüfstein, wie Eigus erklärt. «Es gibt unzählige Aufnahmen davon. Aber wenn man das Publikum wirklich berühren will, muss man selbst davon überzeugt sein, was man mit dem Stück sagen will», sagt sie. «Man muss sich wirklich hineinlegen. Dann gibt es einem auch viel zurück.»

Ilva Eigus gilt als Ausnahmetalent. Die Tochter des international gefeierten Schweizer Pianisten Nik Bärtsch (53) spielte bereits als Kleinkind vor Fernsehpublikum, erhielt kurz vor ihrem vierten Geburtstag Unterricht an der renommierten Zakhar Bron School of Music in Zürich. Inzwischen ist sie Gewinnerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe in Deutschland, Lettland, Italien und Russland und Preisträgerin des angesehenen «Concours Grumiaux». Dass sie mit 17 Jahren bereits mit Dirigenten wie Venzago und Orchestern wie der Bodensee Philharmonie Konstanz arbeitet, ist das Ergebnis grosser Begabung – und harter Arbeit.

Mit dem Nachtbus nach Belgien

Täglich übt Ilva Eigus zwischen drei bis sechs Stunden. Regelmässig reist sie mit dem Nachtbus ans Conservatoire royal de Liège in Belgien, wo sie von ihrem Lehrer Marc Bouchkov (34) unterrichtet wird. «Wir treffen uns an verschiedenen Orten, bei Festivals oder online. Marc ist unglaublich engagiert. Ihm geht es nicht nur um Technik, sondern auch darum, dass wir als Menschen wachsen. Dass wir uns fragen: Wer bin ich? Was bedeutet es, Künstlerin im 21. Jahrhundert zu sein? Und was will ich wirklich ausdrücken?»

Ihre Geige – eine dreihundert Jahre alte Stradivari – ist für die Zürcherin weit mehr als ein Instrument. «Die Geige ist meine Stimme», sagt sie. «Ich hoffe, dass ich mich mit ihr besser ausdrücken kann, als es mir mit Worten je gelingen würde.» 

Analoge Fotografie in der Freizeit

Damit ihr Körper mit ihrer Musik mithalten kann, setzt Eigus auf gezieltes Training: Joggen, Krafttraining, Schwimmen und Konzentration auf jeden einzelnen Muskel beim Üben. Ihr Lehrer nennt das «Geigen-Gymnastik», erklärt die Musikerin und lacht. In ihrer Freizeit ist Ilva Eigus begeisterte Fotografin. Die Analogfotografie ist für sie ein bewusster Gegenentwurf zur digitalen Foto-Flut des Smartphones. «Ich liebe es, nur sechsunddreissig Bilder zur Verfügung zu haben. Man überlegt sich jedes einzelne ganz genau. Qualität statt Quantität.»

Und genau in ihrer Liebe zum Analogen liegt eine der grössten Stärken von Ilva Eigus: In einer Welt der permanenten Ablenkung schafft sie mit ihrem kunstvollen Geigenspiel Raum für Präsenz, Stille und echtes Zuhören. «Ich glaube, wir brauchen das heute mehr denn je», sagt sie abschliessend. «Inmitten von digitaler Reizüberflutung, Klicks und Social-Media-Lärm ist es unglaublich kostbar, einen Moment zu haben, in dem man einfach da ist. Und die Musik auf sich wirken lässt.»

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