Star-Koch Andreas Caminada (37) über die Familie, Aromat und seine Figur
«Ich vergesse oft zu essen»

Wenn der Star-Koch nicht gerade vergisst zu essen, lässt er sich auch gerne mal von seiner Frau bekochen - ohne, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlen muss.
Publiziert: 12.03.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:43 Uhr
Bei der Arbeit: Der Spitzenkoch präsentiert Mais-Eis mit Avocado an der aktuellen Zürcher Messe Giardina.
Foto: Joseph Khakshouri
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Von Flavia Schlittler

BLICK: Sie haben 19 Gault-Millau-Punkte und 3 Michelin-Sterne. Wie kochen Sie privat?
Andreas Caminada:
Meine Frau Sarah und ich sind bodenständige Genussmenschen. Wir freuen uns an einem Rüebli aus dem Garten, an Eiern vom Dorfladen oder einem Bio-Poulet. Privat brauche ich keinen Fünf-Gänger.

Gibt es noch Leute, die sich trauen, für Sie zu kochen?
Auf jeden Fall. Da geht es ja vor allem ums gemütliche Beisammensein mit lieben Freunden. Da verspürt auch niemand den Druck, mir etwas beweisen zu müssen. Aber klar, bevor mir jemand eine Tiefkühl-Pizza vorschlägt, würde ich mit ihm in eine nette Beiz gehen. Und meine Frau hat auch schon dreimal für mich gekocht. (lacht) Und das sehr gut!

Was hat sie gemacht?
Poulet aus dem Ofen, Züri Geschnetzeltes mit Spätzli, und sie ist eine fantastische Frühstücks-Zubereiterin, was meine Hauptmahlzeit ist.

Was zaubert sie Ihnen denn auf den Tisch?
Viel Brot mit Butter und Konfi, Rührei, auch mal ein Stück Fleisch oder Käse. Ein währschaftes Frühstück gibt mir Kraft für den Tag.

Was essen Sie über den Tag verteilt sonst noch?
Mittagessen gibt es keines, da stehe ich im Schloss am Herd. So gegen sechs Uhr freue ich mich aufs Abendessen, wobei auch das leider oft ausfällt.

Wie halten Sie Ihre Figur?
Durch viel Arbeiten. Und ich vergesse oft zu essen. An meinen freien Tagen, Montag und Dienstag, ist das anders. Da haben wir das Schloss zu, und ich koche zu Hause für meine Frau und unseren Sohn Finn, oder wir gehen schön essen.

Ihr Kleiner ist eineinhalb Jahre alt. Wie hat er Ihr Leben verändert?
Ich war schon immer ein gelassener Mensch. Wunderbar ist, dass Finn unser gesamtes Leben entschleunigt. Ein Kind zu haben, ist das Schönste, was es gibt.

Wünschen Sie sich weitere Kinder?
Als Finn zur Welt kam, sagte meine Frau, das wars. Nun sagen wir, wenn ein weiteres Kind sein soll, dann ist das auch gut.

Was für ein Chef sind Sie?
Ich würde sagen einer, der auf Augenhöhe den Ton angibt. Ich habe das Schloss Schauenstein vor zwölf Jahren übernommen. Hatte da vier Angestellte, heute sind es 35. Ich erwarte sehr viel von meinen Mitarbeitern, bin sehr konsequent, was Hygiene, Präzision, Qualitätsbewusstsein sowie Freundlichkeit anbelangt.

Sind Sie ein Kontrollfreak?
Ich würde sagen: Ich bin kontrollbewusst und detailorientiert. Genauso wichtig ist mir, dass meine Leute mit Freude ihren Job machen. Daher versuche ich, eine positive Stimmung zu verbreiten.

Wie wichtig ist Ihnen Ordnung?
Ich brauche Ordnung für mein seelisches Gleichgewicht, alles andere würde mich ablenken. Das war nicht immer so. Doch die klaren Strukturen im Schloss sind auch in mein Privatleben übergegangen. Da kann es also auch mal sein, dass ich im Wohnzimmer den Kerzenständer zurechtrücke.

Wie gehen Sie mit Druck um?
Ich habe gelernt, wie wichtig die Work-Life-Balance ist. Das passende Team ist hier ein ganz entscheidender Faktor, und ich bin froh, mich auf meine Mitarbeiter verlassen zu können.

Wohin geht der kulinarische Trend?
Die Regionalität steht bei uns klar im Vordergrund und wird sich noch intensivieren. Aber auch die unentdeckte südamerikanische Küche spielt in Europa eine grosse Rolle.

Ostern steht vor der Tür. Wie stehen Sie zu Aromat auf dem Osterei?
Ich weiss, dass es für viele dazugehört, es ist ein Klassiker. Aber nicht für mich! Ich geniesse das Ei lieber mit Fleur de Sel.

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